Gemeindenachricht
Powerfrau Gayle Tufts zu Gast in Waldbronn:
26.10.2015
Powerfrau Gayle Tufts zu Gast in Waldbronn:
Stimmgewaltiges Feuerwerk aus Gags und guter Laune
Stimmgewaltig und pointiert, witzig, aber nie verletzend – so präsentierte sich Gayle Tufts , eine der besten Entertainerinnen der deutschen Comedy Szene, bei uns im Kurhaus.
Mit ihrem Soloprogramm „Some like it heiß“ erschien Gyle Tufts wie ein Feuerwerk auf der Bühne. Eine Powerfrau, die begeistert und mitreißt. Begleitet von Marian Lux am Piano, einem begabten, weil sensiblen Musiker, der ihr die Lieder wie auf den Leib zu schreiben scheint. Ein Mann für alle Fälle, der notfalls auch mal als Tango-Tänzer herhalten muss.
Gayle Tufts’ one-woman Show ist ein alle Sprach- und Genregrenzen sprengendes Feuerwerk. Die sympathische Botschafterin („ich bin begeistert von der Waldbronner Ekstase“) mit einer außergewöhnlichen Bühnenpräsenz und grandiosen Singstimme erzählt über das abenteuerliche Leben einer Entertainerin, die zwei Jahre jünger ist als Madonna („die Wechseljahre haben Angst vor ihr“), nämlich lustvoll, laut und very hot! Sie kokettiert mit dem Publikum als eine von den Wechseljahren geschlagene Frau.
Ihre Texte und Lieder erzählen über das Erwachsensein und das Jungbleiben, treffender Humor gemischt mit bittersüßen und manchmal auch bitterbösen Reflektionen über die Rückkehr der Pubertät („Wir Frauen in der Pubertät sind Eierstockarbeiterinnen“). Und heute: „Vielleicht produziere ich keine Eier mehr, aber ich bin sehr fruchtbar.”
Wie ein Sprachrohr rangiert sie zwischen den Sprachen und den Nationen, zwischen dem deutschen Wesen und den amerikanischen Eigenheiten. Doch selbst vermeintlich Obzönes rutscht nie ins Vulgäre ab. Natürlichkeit und Broadway-Glamour wechseln sich ab.
Wenn sie mit wackelndem Winkfleisch („Batwings oder „chickenwinks“) singt: „ I want to be Michelle Obama, I want to have her Oberarme”, ist das keine Selbsterniedrigung, sondern ein Statement der Superwoman gegen Fitness- und First-Lady-Zirkus, ein Statement gegen das „Haltbarkeitsdatum“ der modernen Frau.
Sie verknüpft Hommagen an ihre Mutter, die „I´m going through the change” als Allzweckausrede in ihren Wechseljahren benutzte, mit Obamas Wahlspruch 2007 „The change we can believe in”, vergleicht „die letzte Blutung“ mit einem Tarantino Western und Angela Merkel mit einer Mischung aus Mutter Teresa, Knut dem Eisbär und Angelina Jolie.
Tufts versteht es vortrefflich, in ihrem fulminanten „Denglish“ von „Wechselweibern“ und „inneren Schlampen“ zu witzeln, mit tragikomischer Poesie von der slapstickreichen Seebestattung der Mutter zu berichten und den ersten Sex mit dem ersten Fahren auf einer deutschen Autobahn zu vergleichen („es ist Panik und Ekstase gleichermaßen“).
Gayle Tufts ist es gelungen, sich zur Botschafterin für zeitgemäßes weibliches Selbstbewusstsein zu machen – vor, während oder nach den Wechseljahren.
Bei ihrem begeisterten Publikum („vielleicht komme ich mit meinem neuen Programm wieder“) bedankte sie sich auf herzliche Weise und mit mehreren Zugaben.