Gemeindenachricht

"Es gibt keinen gerechten Krieg und es gibt keine gerechte Gewalt"


Allerdings wurde wegen des starken Sturms der Teil mit der Ansprache der Bürgermeisters und den Gebeten ins Innere der Kirche verlegt.
Umrahmt wurde die Feierstunde von einem Bläserquartett des Musikvereins "Harmonie" Etzenrot unter der Leitung von Steffen Dix. Gedenk-und Fürbittgebete sprachen Pfarrerin Bettina Roller und Pfarrer Torsten Ret. Ehrenwache standen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes aus Etzenrot.

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Im Anschluss an die Gedenkstunde in der Kirche legte Bürgermeister Franz Masino einen Kranz am Ehrenmal in Etzenrot nieder.

m Anschluss an die zentrale Feierstunde legten Bürgermeister und Gemeinderäte noch Kränze an den Ehrenmalen in Busenbach und Reichenbach nieder. Bürgermeister Franz Masino sagte bei der Feierstunde:
"Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, meine sehr geehrte Damen und Herren, liebe Jugend.
Siebzig Jahre ist es nun her, dass der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging – jener mörderische Schrecken, der von Deutschland ausgegangen war.
Wenn wir daran erinnern und über die Nazizeit und Vernichtungslager reden, tun wir das nicht, um eine traurige Vergangenheit zu beleben und uns schuldig zu machen, sondern um Mut zu machen für die Gegenwart und unsere Zukunft. Es geht darum, den Menschen vor Augen zu führen, dass Intoleranz, Rassismus, die Einschränkung von Rechten, aber auch der innere Rückzug immer zum Schlimmsten führen, nämlich zum Leid und Tod unschuldiger Menschen.
Auch heute müssen wir uns der Gefahr des Extremismus bewusst sein. Anschläge gegen eine satirische Zeitschrift und einen koscheren Supermarkt in Paris, Brandanschläge auf Asylbewerberheime in unserem Land, Aufmärsche rechtsradikaler Gruppen müssen uns wachsam halten. Wir dürfen der rechten Szene keinen Meter Boden überlassen. Dass alle „Nie-wieder!“ Appelle keine tatsächliche Änderung bewirkt haben, wird uns täglich in den Medien vor Augen geführt. Es zeigt sich heute in der Jagd auf Mitmenschen anderer Hautfarbe, anderer Religionen, anderer ethnischer Herkunft in einigen Regionen Deutschlands. Die Übergriffe gegen Mitmenschen, gegen Mitbürger, waren nicht, sie sind.
Die Ereignisse vom Freitagabend in Paris machen uns alle betroffen. Unserem Nachbarn Frankreich, den Opfern und ihren Angehörigen gelten unser tief empfundenes Mitgefühl und unsere Solidarität. Dies war nicht nur ein Angriff auf Frankreich, dies war ein Angriff auf unsere Freiheit. Es kann und darf nicht sein, dass jene, die vor diesem Terror aus dem Nahen Osten fliehen, bei uns von den Rechtsradikalen in die Täterrolle gedrängt werden. Wir Demokraten sind aufgefordert, in Wort und Tat, dem entschieden entgegen zu wirken. Setzen wir mit dem Treffen heute auch ein klares Zeichen gegen Hass und Gewalt.
Schon deshalb bleiben unsere Gedenkstätten, bleibt dieser Gedenktag ein notwendiger Stachel im Fleisch. Die Erinnerung hält uns zum Innehalten und Überdenken an. Und öffnet für uns auch den Blick auf die Gegenwart und Zukunft – jedenfalls wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht.

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Lesung und Fürbitten sprachen Pfarrerin Bettina Roller und Pfarrer Torsten Ret, flankiert von der Ehrenwache durch Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz.

Dass die Welt auch heute nicht von Frieden regiert wird und Menschen nach wie vor unter Hunger, Krieg und Verfolgung leiden, zeigen uns die Schreckensbilder in den Abendnachrichten. So sind unsere Gedanken in diesem Jahr auch bei den Menschen in Syrien, im Irak, in Afghanistan, im Nahen Osten, in der Ukraine, bei den Flüchtlingen, von denen Tausende und Abertausende auf ihrer Flucht in die Freiheit im Mittelmeer ertrinken, bei allen Opfern und Konflikten auf dieser Welt.
Um die Fehler von gestern heute und in Zukunft nicht zu wiederholen, lohnt sich immer wieder ein Blick in die Geschichte. Indem wir die Toten und die Orte des Schreckens nicht vergessen, leisten wir einen unerlässlichen Beitrag zum Frieden und zur Demokratie in der Gegenwart.
Wir Demokraten sind aufgerufen, die Vergangenheit nicht zu vergessen und heute für das Gute zu kämpfen.
Wie sagte doch der Theologe Eberhard Bethge: Gedenken macht Leben menschlich, Vergessen macht es unmenschlich.
Der Volkstrauertag ist ein Tag des Gedenkens und des Nachdenkens, ein Tag der Erinnerung, des Mitgefühls und der Verbundenheit über Generationen hinweg.
Wie dankbar können wir sein, seit Jahrzehnten in Frieden und Freiheit zu leben. Der Volkstrauertag ist ein Tag der Selbstkritik und der Mahnung, aber auch der Hoffnung und Zuversicht für eine friedliche Zukunft auf der ganzen Welt.
Trotz des traurigen Gedenkens an Krieg und Gewalt am Volkstrauertag ist der Tag heute auch ein Tag der Hoffnung.
Der Sonntag ist nach christlichem Verständnis der erste Tag einer neuen Woche. Er gibt uns immer wieder die Chance in einem christlichen Miteinander für Frieden und Freiheit zu kämpfen. Denn es gibt keinen gerechten Krieg und es gibt keine gerechte Gewalt. Tun wir etwas dagegen.
Totengedenken
"Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

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