Gemeindenachricht

50 Jahre im Sinne Albert-Schweitzers
Reichenbacher Schule feierte ihr Jubiläum


Eröffnet wurde die Geburtstagsfeier mit einem Festakt, zu dem Rektorin Eva Heimlich unter den zahlreichen Anwesenden besonders begrüßen konnte: Leitende Schulamtsdirektorin Elisabeth Groß, Bürgermeister Franz Masino, die vormaligen Rektoren Peter Hepperle und Helmut Zahnleiter. Musikschulleiter Armin Bitterwolf, den Leiter von VHS und Gemeindebücherei Christian Steigert, Jugendtreffleiter Detlef Schäfer sowie zahlreiche Vertreter benachbarter Schulen. Der Festakt stand weitgehend im Zeichen der Gedanken Albert-Schweitzers.
Eröffnet und mitgestaltet wurde die Feier durch den Schulchor "Die Chorwürmer" unter der Leitung von Saskia Zorn und Jens Ohrndorf. Die Percussion-Group unter Ohrndorfs Leitung trug ebenso zum Gelingen bei wie in Kooperation mit der Musikschule Waldbronn die Flöten-AG der zweiten Klassen.

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Der Schulchor "Die Chorwürmer" eröffnete den Festakt in der Turnhalle.

Groß war die Zahl der Grußworte. Bürgermeister Franz Masino sagte, dass 50 Jahre eine lange Zeit seien im Leben einer Schule. Er hob hervor, dass auch die Albert-Schweitzer-Schule in diesen Jahren geprägt war von Veränderungen, die durch aktive Lehrkräfte mit Rückendeckung des Schulträgers gemeistert wurden. Toleranz und Wir-Gefühl sollten weiterhin das Schulleben prägen, wünschte der Bürgermeister. Grüße des Staatlichen Schulamts überbrachte leitende Schulamtsdirektorin Elisabeth Groß. Für die Waldbronner Schulen gratulierten Rektor Rolf Nold, Rektorin Ruth Csernalabics und Konrektor Sven Puchelt musikalisch. Für alle ehemaligen Lehrkräfte überbrachte Rektor i.R. Peter Hepperle Grüße. Segensworte sprachen für die Kirchengemeinden Pfarrerin Bettina Roller und Diakon Thomas Christl. Für Elternbeirat und Förderverein gratulierten Klaus Arnold und Stephan Eßer.

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Die Theater AG der Grundschule spielte eindrücklich Szenen aus dem Leben Albert-Albert-Schweitzers, wie hier als sich Eingeborene vor dem Urwaldhospital ihr Essen kochten.

Die Theater-AG der Grundschule hatte unter Leitung von Cornelia Sauter, Johanna Grieshaber und Serena Scandroglio ein informatives Stück über Leben und Wirken Albert Schweitzers selbst erarbeitet, das dessen Person und seine Ideen lebendig werden ließ. Hier knüpfte auch der in Waldbronn wohnhafte Prof. Dr. Claus Günzler mit seinem Festvortrag an. Er ist Ehrenmitglied und ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Hilfsvereins für Lambarene und der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum in Frankfurt. Der Namensgeber der Schule sei eine eindrucksvolle Gestalt gewesen, der als Denker nach wie vor an Bedeutung gewinne und als Praktiker bewundert werde. Der Schule sei auch nach 50 Jahren noch anzusehen, dass Schweitzer tiefenwirksam gegenwärtig sei. In seiner Ethik stecke viel Pädagogik und so sei es kein Wunder, dass es allein Deutschland etwa 200 Albert-Schweitzer-Schulen gebe. Schweitzer habe sich klar zum Individualismus bekannt und Standardisierungen abgelehnt, wie sie heute wieder durch die PISA-Studien versucht werden. "Man kann technische Vorgänge und Geräte standardisieren, aber nicht Kinder", so Günzlers eindeutige Aussage.

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Im Schulhof wurde unter sichernder Mithilfe von Waldbronns Bürgermeister eine Pen-Art-Skulptur enthüllt, die im Werkunterricht der Neuntklässler entstanden war.

Rektorin Eva Heimlich warf einen Blick auf die kommenden 50 Jahre, die im Sinne Albert Schweitzers unter dem Motto "Ehrfurcht vor dem Leben" gestaltet werden müssten. Die Rektorin erinnerte auch daran, dass der Erlös aus dem Schulfest je zur Hälfte an den Deutschen Hilfsverein für das Spital in Lambarene und an den eigenen Förderverein gehe.
Beschlossen wurde der Festakt mit der Enthüllung einer Pen-Art-Skulptur im Schulhof durch Bürgermeister Franz Masino und den Neuntkässlern der Schule. Sie entstand als Projekt in ihrem Werkunterricht, begleitet von den Lehrkräften Bianca Schneider und Jens Ohrndorf. Danach gab es im Schulhof und im Gebäude beim "Fest der Begegnung" kleinere Darbietungen und Bewirtung, in die sich Eltern und Schule aktiv einbrachten. Das freundliche Sommerwetter begünstigte das Schulfest.

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Am Nachmittag konnten alle nochmals den "Karneval der Tiere" erleben, ein Kooperationsprojekt der dritten Klassen mit der Bläserjugend des Musikvereins "Lyra" Reichenbach.

Am Nachmittag konnten alle in der Turnhalle das Musical "Karneval der Tiere" erleben, das in Kooperation der dritten Klassen mit ihren Lehrkräften Stefanie Reitzenstein und Annette Kronenwett und der Bläserjugend des Musikvereins "Lyra" Reichenbach unter Fabian Müller entstanden war. Freude lösten dabei vor allem auch die phantasievoll gestalteten Kostüme aus.
Ein solch runder Geburtstag ist auch Gelegenheit, einen Blick auf das auf das bisherige Leben des Geburtstagskinds zu werfen.
Während der Amtszeit von Bürgermeister Alfred Ohl (1960 - 1980) nahm zunächst Reichenbach eine Entwicklung, die in der näheren und weiteren Umgebung ihresgleichen suchte. An die Fremdenverkehrstradition der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg anknüpfend und zielbewusst "Kurpolitik" betreibend erreichte Bürgermeister Alfred Ohl 1968 die Prädikatisierung Reichenbachs als eines "staatlich anerkannten Kurorts". Die verkehrsgünstige Lage, die Attraktivität als Kurort sowie die großflächige Erschließung von Bauland waren die wesentlichen Gründe dafür, dass Reichenbach "die Wohngemeinde für gehobene Ansprüche" im Umfeld von Karlsruhe wurde. Diese Entwicklung bewirkte das stärkste Bevölkerungswachstum in der Geschichte des Dorfes - im Jahrzehnt zwischen 1960 und 1970 stieg die Zahl der Einwohner von rund 2.440 auf etwa 3.750.
Durch das rasante Bevölkerungswachstum platzte bald die alte Reichenbacher Schule, in ihr ist heute die Musikschule und der Kindergarten "Villa Kinderbunt" beheimatet, aus allen Nähten. Bürgermeister Ohl sah die Probleme und betrieb einen Schulhausneubau im Gewann "Im Teich" am Ortsausgang in Richtung Langensteinbach. Das neue Gebäude einschließlich der Turnhalle wurde 1966 eingeweiht und erhielt den Namen "Albert-Schweitzer-Schule". Bürgermeister Ohl war besonders stolz darauf, dass die Kosten sich im Rahmen des Voranschlags hielten und dass das neue Gebäude schuldenfrei erstellt wurde. Das Ensemble wurde bald ergänzt um eine Großturnhalle und einen in Fertigbauweise errichteten Schulpavillon mit acht Klassenräumen und drei Kursräumen. 1976 zählte die Grund- und Hauptschule fast 650 Schüler, die Grundschule war durchgängig drei- bis vierzügig, die Hauptschule zwei- bis dreizügig.
Bewegung kam in das Schulleben mit dem Amtsantritt von Bürgermeister Martin Altenbach im Jahr 1989. Er griff unmittelbar nach seinem Amtsantritt eine Idee seines Amtsvorgängers auf, die Albert-Schweitzer-Schule umfänglich zu sanieren und teilweise neu zu bauen. Im Schuljahr 1991/92 wurde mit dem Neubau und der Sanierung der Schule im Ortsteil Reichenbach begonnen, die Planung dafür lag in den Händen des renommierten Waldbronner Architekturbüros Michael Weindel. Ein Neubau ersetzte den in Jahre gekommenen Fertigbautrakt. Bis 1994 lebten Schüler und Lehrkräfte mit der Baustelle und in der begründeten Hoffnung auf neue und schönere Räume. Einschließlich der Außenanlagen kostete diese Maßnahme die Gemeinde den stolzen Betrag von 18 Millionen DM.
Das Schuljahr 1991/92 war für die Albert-Schweitzer-Schule im Ortsteil Reichenbach noch aus einem anderen Grund ein wichtiges Datum. Ab diesem Schuljahr wurden die ersten Schülerinnen und Schüler in die Werkrealschule der Hauptschule übernommen. 1993 legten dann die ersten 13 Schülerinnen und Schüler ihre Prüfung zu einem mittleren Bildungsabschluss in dieser Schulart ab. Die Albert-Schweitzer-Schule gehörte zu den ersten Schulen im Landkreis, die in einer Art Pilotphase diese neue Schulart mit Unterstützung von Gemeinde und Staatlichem Schulamt einrichten konnte. Viele Jahre wurden auch die Zehntklässler aus Karlsbad in Waldbronn unterrichtet.

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In das Ensemble der neuen Albert-Schweitzer-Schule eingefügt wurde der an seiner Farbe erkennbare Kindergarten St. Elisabeth.

Durch rückläufige Schülerzahlen in der Grundschule, vor allem aber in der Haupt- und Werkrealschule, wurden Räume in der Schule frei, in die die schon frühzeitig eingerichtete Kernzeitbetreuung und später der Schülerhort einzogen. In Reichenbach zog der Kindergarten St. Elisabeth aus seinem langjährigen Domizil in der Josef-Löffler-Straße aus, da das Gebäude nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprach. Ein Neubau war an der bisherigen Stelle nicht zu realisieren. So wurde der neue Kindergarten als Anbau in das Gebäude der Albert-Schweitzer-Schule integriert und 2008 offiziell eingeweiht, nachdem die Kinder bereits im November 2007 von ihren neuen Räumen Besitz ergriffen hatten. Ergänzt wurde die Außenanlage des Kindergartens, als mit Hilfe der Volksbank Ettlingen auf dem Spielplatz eine große Piratendschunke den Kindern übergeben wurde.
Inzwischen werden in Reichenbach die letzten Schülerinnen und Schüler der Werkrealschule unterrichtet. Nach dem Auslaufen hat Waldbronn keine weiterführende Schule mehr, die Jugendlichen fahren ab der 5. Klasse nun nach Karlsbad oder Ettlingen.
Vier Rektoren wirkten in den 50 Jahren der Albert-Schweitzer-Schule:
1953 – 1975: Rektor Josef Riedel
1975 – 1976: Konrektor Dieter Maser (kommissarisch)
1976 – 1999: Rektor Helmut Zahnleiter
1999 – 2014: Rektor Peter Hepperle
seit 2014:      Rektorin Eva Heimlich