Gemeindenachricht

Zwei britische Komponisten im Mittelpunkt



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Vincent Jeromin war der Solist beim Konzert des Kammerorchesters der Musikschule Waldbronn unter der Leitung von Toni Reichl.

Schüler der Waldbronner Musikschule, einige Lehrkräfte und musikbegeisterte Erwachsene erarbeiteten mit ihrem Leiter Toni Reichl für ihr diesjähriges Konzert ein Programm, das sich durchaus interessant abseits ausgetretener musikalischer Pfade bewegte. Herumgesprochen hat sich auch die Qualität des Ensembles, denn trotz starker Konkurrenz im Waldbronner Veranstaltungskalender war das Konzert im evangelischen Gemeindezentrum gut besucht.
Ein erfreuliches Ereignis gab zum Ende des Konzerts. Manfred Hammer, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Reichenbach, übergab an Musikschulleiter Armin Bitterwolf einen Scheck über 650 Euro. Der Betrag, so Hammer, stamme aus den Erlösen von drei Adventsfeiern des Obst- und Gartenbauvereins. Verwendet werden solle er zur Beschaffung von Notenmaterial. Dankbar nahm Bitterwolf die Spende entgegen und sagte die gewünschte Verwendung zu.
Drei Komponisten stellte Toni Reichl in diesem Konzert vor. Bei allen drei Werken konnte das Kammerorchester seine Vorzüge gut zur Geltung bringen. Es wurde unter der sicheren Stabführung von Toni Reichl temperamentvoll und dynamisch fein abschattiert musiziert und so der Charakter der einzelnen Werke transparent gestaltet. Die Aufführung war aber auch Beleg für die gute Probenarbeit, die Toni Reichl mit seinen Musikern absolviert hatte.
Eröffnet wurde das Programm mit der Sinfonia D-Dur von Johann Michael Haydn, dem jüngeren Bruder von Joseph Haydn. Der Charakter der drei Sätze wurde klar herausgearbeitet. Hauptwerk des Abends war die siebensätzige Suite des 1984 verstorbenen Briten Gordon Jacob. Den Solopart mit der Blockflöte hatte der 13-jährige Vincent Jeromin übernommen, der seit seinem fünften Lebensjahr Blockflötenunterricht bei Ulrich Enters an der Musikschule Waldbronn hat und 2015 einen zweiten Preis beim Landeswettbewerb "Jugend musiziert" erspielte. Gordon Jacobs wurde im Programmblatt als "unzeitgemäßer Zeitgenosse" apostrophiert und man wähnt sich klanglich eher in der Spätromantik als in den späten 1950er Jahren, denn Gordon Jacobs Tonsprache ist komplett aus der Zeit gefallen. Einer starken Betonung der rhythmischen Strukturen in den Tanzsätzen steht eine klagende, romantische Gesanglichkeit in den langsamen Sätzen gegenüber. Die großen, dezent dissonanten Intervallsprünge im Altblockflöten-Solo machen spürbar, dass die klangliche Verortung in einer musikalischen Epoche nicht gelingt. Vincent Jeromin gestaltete die Suite souverän, witzig und rasant, mal leidvoll, mal überbordend fröhlich, impulsiv, und mit beeindruckendem Können. Die Kadenz zog die Zuhörer in ihren Bann, so dass lebhafter Applaus den stimmigen Vortrag belohnte.

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Eine Spende über 650 Euro überreichte Manfred Hammer (li.), der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Reichenbach, an Musikschulleiter Armin Bitterwolf.

Den Schlusspunkt setzte das Kammerorchester mit dem Streicher-Concerto "Palladio" des 1944 geborenen Briten Karl Jenkins. Der erste Satz entstand 1993 als Musik zu einem Fernsehwerbespot für Diamanten. Jenkins entwickelte aus dem Motiv später den ersten Satz "Allegretto", und erweiterte ihn durch zwei weitere Sätze zu einer Suite in Form eines Concerto grosso für Streichorchester. Benannt ist sie nach einem Architekten der Renaissance. Sehr schön gelang der Mittelsatz, ein "Largo" mit der Solovioline von Kaori Ginthör über den treibenden Rhythmen des Orchesters. Für den lang anhaltenden Beifall bedankten sich Orchester und Dirigent mit dem Intermezzo aus der zweiten "L'Arlesienne-Suite" von Georges Bizet.