Gemeindenachricht

Ein Landstreicher und ein Baby stiften Verwirrung


Den Schwank von Bernd Gombold hat die Gruppe kurzerhand ins Büro des Waldbronner Bürgermeisters verlegt und spielt das Ganze gekonnt in Mundart.


Szene aus "Baby wider Willen" beim Theaterabend des Gesangvereins "Concordia" Reichenbach mit (v.li.) Norbert Ried, Kristina Bodnar, Rainer Behringer, Julia Dürr, Katrin Reiser und Christian Müller.

Die Regie von Andrea Kreichgauer gibt den Akteuren Gelegenheit, die unterschiedlichen Charaktere scharf gezeichnet auf die Bühne zu stellen. Dabei zünden die vom Autor geschriebenen Pointen und sorgen für kräftige Lacher im Kurhaussaal, und das Schöne dabei ist, dass die Pointen nie unter die Gürtellinie zielen.
Dabei droht die heile Welt der Gemeinde Waldbronn ins Wanken zu geraten. Landstreicher Theo, sympathisch und gekonnt in Maske und Spiel Christian Müller, naht mit seinem alten Kinderwagen, auf den er seine Habseligkeiten geladen hat. Fast alle sind skeptisch, denn ihm eilt der Ruf voraus, dass bei seinem Auftauchen jemand ein Kind bekommt oder etwas Dummes passiert. Und das geschieht in Waldbronn gleich doppelt: die Frau des Bürgermeisters, sicher in der Charakteristik als "bescheidene Person", aber auch in ihrer Verzweiflung Kristina Bodnar, kommt mit einem Kind aus der Kur zurück, denn im Zug hat sie sich beim Aussteigen aus Ärger über ihren Mann einen falschen Koffer geschnappt, ausgerechnet eine Babytasche mit Inhalt.
Gar nicht begeistert sind davon Bürgermeister Himmelreich, den Rainer Behringer in all seinen Gefühlsschwankungen gekonnt zeichnet, und seine ehrgeizige Mutter, die Katrin Reiser exaltiert auf die Bühne stellt. Urkomisch die Szene, als ihr die Sekretärin Sonja, ihr gab Julia Dürr die Geduld der "guten Seele im Rathaus" mit auf den Weg, und Landstreicher Theo eine Gurkenmaske verpassen.


"Was soll der ganze Müll im Bürgermeisterzimmer?" mit (von links) Katrin Reiser, Rainer Behringer, Julia Dürr und Gerhard Anderer.

Zu den unpassendsten Momenten taucht Frieda Scheufele im Rathaus auf, um sich über etwas zu beschweren. Für die Darstellung dieser Tratschtante, die immer alles vorausgesehen hat -"erschd parke se falsch un dann entführe se Kinner"- und sicher auch wegen dem tapferen Kampf mit ihren stimmlichen Problemen an diesem Abend erhielt Brigit Rupp stürmischen Schlussapplaus.
Für Verwirrung stiftet auch immer wieder der äußerst verschlafene Straßenkehrer Peter, bei dem die Schäf das Gras schneller fressen als er mäht und den Gerhard Anderer in seiner Langsamkeit gut zeichnet. Das Auge des Gesetzes in Gestalt von Norbert Ried als Pius Schellenberg, dem Leiter des Polizeireviers, hat großes Interesse daran, die vermeintliche Kindesentführung aufzuklären, winkt ihm doch für diesen Fall eine Beförderung ins benachbarte Karlsruhe.


Szene aus "Baby wider Willen" mit (von links) Christian Müller, Julia Dürr, Rainer Behringer, Birgit Rupp und Norbert Ried.

Und so sieht sich Bürgermeister Himmelreich abwechselnd schon im Gefängnis oder als Vater eines Kindes, das ihm aber nicht gehört, oder dem Wunsch seiner Mutter folgend als Kandidat auf den Posten des Landrats. In dem ganzen Tohuwabohu behält nur einer den Durchblick und bringt alles zu einem guten Ende: der schlitzohrige Landstreicher Theo.
Für das gute Aussehen der Akteure sorgten hinter der Bühne Christin Vogel und Lena-Luisa Schwab. Für die Textsicherheit der Akteure war Lena Cannistra-Arzner als Souffleuse zuständig.