Gemeindenachricht

Seit 13 Jahren ist Ingeborg Jörg im Waldbronner Archiv zu Hause


Archivarin Ingeborg Jörg an ihrem Arbeitsplatz; sie ist mit einem Dokument aus längst vergangenen Tagen beschäftigt.

Seit 13 Jahren ist Ingeborg Jörg im Waldbronner Archiv zu Hause
Ausstellung zu  „725 Jahre Waldbronn“ im Kurhaus geplant

 
Eine große spannende Reise durch die Geschichte Waldbronns begann für Hobbyarchivarin Ingeborg Jörg offiziell im  April 2004. „Infiziert“  von der Geschichte ihrer Heimatgemeinde wurde die ehemalige Etzenroter Waldschulrektorin bereits im Sommer 2003 aufgrund ihrer Gewässerführerausbildung und der damit zusammenhängenden Suche nach Dokumenten zur Wiesenwässerung im Albtal. Ihre Suche führte sie nämlich ins Waldbronner Rathaus. Das Stöbern in alten Akten ließ Ingeborg Jörg nicht mehr los. Und so erfasst und katalogisiert sie nunmehr seit 13 Jahren das Archiv der Gemeinde Waldbronn.

Ein Problem dabei war und ist, dass bis zur Gemeindereform die alten Akten in Kisten oft auf staubigem Speichern oder gar in feuchten Kellern in den Rathäusern der Ortsteile schlummerten. Bei der Gemeindereform wurden sie oftmals Kistenweise in das neue Rathaus verfrachtet, um die bisherigen Gebäude leer zu räumen. Und dort schlummerten sie noch weiter, bis eben Ingeborg Jörg kam und ihre Arbeit aufnahm.   

Seitdem hat die ehemalige Schulleiterin Blätter über Blätter, Akten über Akten und Bücher über Bücher katalogisiert. In Reichenbach sind daraus 1074 Ordner, in Busenbach 822 und in Etzenrot 815 entstanden, erläutert Jörg. Hinzu kommen aus jedem Ortsteil noch u.a. sogenannte Befehls-, Grund- und Pfandbücher oder Strafbücher (Reichenbach 87, Busenbach 119, Etzenrot 58 Bücher).

Und dann sei auf dem letztjährigen Hoffest des Kulturtreffs gemeinsam mit Bürgermeister Franz Masino die Idee zu einer Ausstellung anlässlich der 725-jährigen Jubiläumsfeierlichkeiten entstanden, so Jörg. Eröffnung ist am Mittwoch, 6.09. um 19 Uhr im Kurhaus. Danach soll die Ausstellung noch ein paar weitere Tage zu sehen sein.
Für die Hobbyarchivarin stellt sich nun die Frage, was darf, soll und muss ausgestellt werden? Gar nicht so einfach. Denn es sind ihr viele interessante Dokumente und Begebenheiten bei ihrer langjährigen Arbeit begegnet.
 
Viele spannende Geschichten
So beispielsweise das Etzenroter Gefällbuch von 1632. Wohl das älteste erhaltene Buch, in dem die Gemeinde damals die Aus- und Einnahmen festgehalten hat. Oder alte Bürgermeisterrechnungen von 1770. Oder auch die Nachtwacheberichte aus Reichenbach. Denn von 1862-1896 haben in Reichenbach nachweislich Nachwachen stattgefunden. Doch wo war das sogenannte Nachtwachezimmer, in der der Nachtwächter seine Helfer (Kohorten) verpflegen musste und welches, so Jörg schmunzelnd, immer etwas verdreckt gewesen sein musste. In einem Bericht sei nämlich vermerkt, dass die Fenster mal wieder geputzt werden müssten und der Boden gehöre auch mal wieder gewischt. Doch wo das Zimmer gewesen sei, könne ihr bisher keiner sagen, sagt Jörg.

Ebenfalls erwähnenswert die Anekdote um den Fabrikanten Freiherr Adolf von Babo, der 1878 die Maschinenfabrik in Neurod gegründet hat. Ihm wurde auf dem Rathaus in Etzenrot die Anmeldung seiner Tochter verweigert, da er noch keinen Namen angeben konnte. Und dies, obwohl der Name noch acht Tage später nachgereicht werden durfte.
Dokumentiert sind auch die Wiesenwässerungen der Gemeinden. Verantwortlich dafür war ein handgelöblich verpflichteter Wiesenwart, der von den Bürgern bezahlt wurde.  

Die meisten Dokumente sind in noch in der Altdeutschen Schrift Sütterlin geschrieben. Ein großer Dank geht deshalb auch an rund 10 Helferinnen und Helfer, die gemeinsam mit Ingeborg Jörg für die Ausstellung Dokumente übersetzen. Diese sollen nämlich auf Stellwänden hinter den Vitrinen mit den Originaldokumenten aufgebaut werden.

Wir freuen uns auf eine interessante Zeitreise durch Waldbronn.

Bürgerinnen und Bürger, die noch die Altdeutsche Sütterlinschrift lesen können, helfen Ingeborg Jörg bei der Durchsicht und Übersetzung der alten Dokumente.