Gemeindenachricht

Waldbronner Woche


Auf sehr große Resonanz stieß die Archivausstellung der Gemeinde anläßlich des 725-jähriges Bestehens der drei Ortsteile.

Erste Archivausstellung der Gemeinde - Spannende und kuriose Geschichten aus den drei Ortteilen
 

Interessante, spannende und auch kuriose Geschichten rund um das Leben, die Menschen und das öffentliche Gemeinwesen in den drei Waldbronner Ortsteilen: So ungefähr ist die Erste Archivausstellung anlässlich des 725-jährigen Bestehens der Gemeinde zu beschreiben, die am Mittwochabend von Bürgermeister Franz Masino eröffnet wurde und noch am heutigen Donnerstag sowie am morgigen Freitag im Kurhaus zu sehen ist. Bereits die Eröffnung stieß mit ihren rund 100 Besuchern auf eine ungewöhnliche und unerwartete hohe Resonanz.
 
Für diese „außergewöhnliche Leistung“, nämlich das Archiv der Gemeinde Waldbronn seit 13 Jahren durchzuforsten und zu sortieren, um anschließend eine solche Ausstellung auf die Beine zu stellen, dankte Franz Masino seiner „Kellerfee“ Ingeborg Jörg mit herzlichen Worten. Während ihrer jahrelangen Arbeit ist die ehemalige Rektorin der Waldschule auf viele „ungewöhnliche Schätze“ gestoßen, die sie aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat. „Wahre Kunstwerke“, wie beispielsweise handgemalte Wasserpläne, so Masino. Natürlich sei die Arbeit im Waldbronner Archiv noch nicht beendet, doch „Frau Jörg ist auf einem guten Weg“  sagte der Bürgermeister schmunzelnd. Sein weiterer Dank ging an die 10-köpfige Sütterlingruppe, die geholfen hat die Originaldokumente zu übersetzen. Und an das Musikerduo Petra Sieb-Puchelt und Sven Puchelt, die mit alter, europäischer Tanzmusik den Abend wunderbar umrahmt haben.    

Bürgermeister Franz Masino bedankte sich mit herzlichen Worten bei Ingeborg Jörg für ihre "außergewöhnliche Leistung".
 
Spannend und kurzweilig, gespickt mit vielen kuriosen Anekdoten führte Ingeborg Jörg (sichtlich gerührt von der großen Resonanz) in die Ausstellung ein.
13 Jahren hat die Hobbyarchivarin Blätter über Blätter, Akten über Akten („ungeordnet und in keinem so gutem Zustand“) sowie Bücher über Bücher im Waldbronner Rathausarchiv durchgeschaut und sortiert. Für Reichenbach sind daraus 1074 Ordner, für Busenbach 809 und für Etzenrot 550 entstanden. Hinzu kommen aus jedem Ortsteil noch u.a. sogenannte Befehls-, Grund- und Pfandbücher oder Strafbücher (Reichenbach 87, Busenbach 119, Etzenrot 57 Bücher).
Das älteste Dokument, so Jörg, stammt aus dem Jahr 1771 und befasst sich mit dem Holzeinschnitt in Etzenrot.
Für Ingeborg Jörg stellte sich in den vergangenen Wochen die Frage, was darf, soll und muss ausgestellt werden? Gar nicht so einfach. Denn es sind ihr viele interessante Dokumente und Begebenheiten bei ihrer Arbeit begegnet. Nachdem die Entscheidungen getroffen waren, hat sie die zahlreiche Dokumente gemeinsam mit ihren Helfern aus der Altdeutschen Schrift Sütterlin übersetzt. Zu sehen waren daher die Originaldokumente mit Übersetzungen.
Aufwendig, da etwas mühsam auch die Beschaffung der 11 Schaukästen aus dem Generallandesarchiv, dem Landesmuseum und aus dem Schloss Ettlingen, so Jörg.
 
Ausgestellt wurden beispielsweise die Nachtwacheberichte aus Reichenbach. Denn von 1862-1896 haben in Reichenbach nachweislich Nachwachen stattgefunden. Doch wo war das sogenannte Nachtwachezimmer, in der der Nachtwächter seine Helfer (Kohorten) verpflegen musste und welches, so Jörg schmunzelnd, immer etwas verdreckt gewesen sein musste. In einem Bericht sei nämlich vermerkt, dass die Fenster mal wieder geputzt werden müssten und der Boden gehöre auch mal wieder gewischt. Doch wo das Zimmer gewesen sei, könne ihr bisher keiner sagen.
Zum Schmunzeln auch eine Beschwerde von 1883 wegen Trunkenheit eines Lehrers, der sich immer wenn die Schüler vom Pfarrer unterrichtet wurden, in die Kneipe abgesetzt haben soll.
Dokumentiert sind ebenfalls die Wiesenwässerungen der Gemeinden. Verantwortlich dafür war ein handgelöblich verpflichteter Wiesenwart, der von den Bürgern bezahlt wurde.  Zum Teil kurios auch die Berichte der sogenannten Feldhüter, die Feldfreveltabellen führen mussten. So stand es unter Strafe, Tauben über fremde Felder zu sagen. Und ledige junge Männer durften nicht durch fremde Gärten laufen. Noch bis 1940 waren die jeweiligen Bürgermeister mit Beleidigungs- und Sühneverhandlungen beschäftigt.
 
INFO: Die Ausstellung ist noch am heutigen Donnerstag, 7. September und morgigen Freitag, 8. September von 12 bis 17 Uhr im  Kurhaus zu sehen.


Interessiert haben sich die Besucher die Stellwände, die nach Ortsteilen unterteilt waren, angeschaut.