Gemeindenachricht

Volkstrauertag: Ein Tag zum Innehalten


Umrahmt wurde sie von Musikverein "Edelweiß" unter der Leitung von Joachim Hirth und vom Gesangverein "Freundschaft" Busenbach, dessen Männerchor Matthias Hammerschmitt dirigierte. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes Busenbach standen Mahnwache mit Fackeln.


Die Ansprache zum Volkstrauertag am Ehrenmal in Busenbach hielt Bürgermeister Franz Masino. Die Ehrenwache stellten Mitglieder von Deutschem Roten Kreuz und Freiwilliger Feuerwehr.

In seiner Ansprache sagte Bürgermeister Franz Masino:
"Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, meine sehr geehrte Damen und Herren, liebe Jugend,
Der Volkstrauertag ist einer dieser stillen Gedenktage, von denen der November gleiche mehrere aufweist. Es ist ein Tag, der uns zum Innehalten, zur Einkehr und zum Mitfühlen ermuntert.
Über 70 Jahre sind seit Kriegsende vergangen. Der Zweite Weltkrieg wirft auch heute noch einen langen Schatten. Er ist ein ferner, aber kein abgeschlossener Teil unserer Vergangenheit. Und denken wir auch daran, dass neben uns noch immer viele Opfer von Krieg und Gewalt leben. Nicht nur die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Nach wie vor werden Menschen in vielen Teilen der Welt Opfer von Willkür und Terror. Auch mit diesem gegenwärtigen Schrecken müssen wir uns am Volkstrauertag auseinandersetzen. Dazu gehört auch, dass wir der jungen Soldaten und Einsatzkräfte gedenken, die heute in vielen Teilen der Welt ihr Leben riskieren, um den Aufbau von Staaten zu unterstützen, in denen Menschenrechte bisher grob mit Füßen getreten wurden.
Gerade wir Deutschen und alle anderen in Frieden und Freiheit lebenden Demokraten sind hier in der Pflicht. Kann es eine schönere, weltumspannende Aufgabe geben? Denn ohne Frieden und Freiheit werden wir alle anderen Herausforderungen nicht meistern. Frieden und Freiheit sind für uns hier das Selbstverständlichste. Krieg und Gewalt, das kennt meine und die jüngere Generation nur aus Presse und Fernsehen. Und das ist ja immer so weit weg.
Angst vor Heckenschützen, Autobomben, sich fürchten müssen bei den alltäglichsten Dingen des Lebens – das kannten wir, die Jüngeren hier, alle nicht. Leider versucht der Terror in jüngster Zeit auch bei uns Fuß zu fassen. Aber wir werden uns dem mit allen rechtsstaatlichen Mitteln entgegenstellen. Ob in London, Paris oder Berlin, wir werden uns dem nicht beugen. Politische Konflikte, religiös, ethnisch oder geografisch bedingte Streitigkeiten müssen durch Dialog, die Suche nach Gemeinsamkeiten und durch Kompromisse gelöst werden, damit Frieden erhalten werden kann.
Deutschland ist Mitglied der Europäischen Union und durch das Zusammenwachsen Europas in einen Prozess des Ausgleichs, der gemeinsamen Interessen und der Friedenssicherung eingebunden. Gegenwärtig gefährden jedoch nationale Eigeninteressen und Zwietracht die Einheit Europas. Europa als politisches Projekt ist für uns alle eine stete Herausforderung und darf nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden.
Dafür braucht es auch immer wieder den Blick in unsere eigene Geschichte. Für den Blick nach vorne braucht es die Erinnerungskultur. Dieser Blick scheint derzeit bei einigen Politikern total vernebelt zu sein. Ich jedenfalls bin stolz, dass sich unser Staat zu seiner Geschichte bekennt und gerade dem Holocaust im Herzen Berlins ein würdiges Denkmal gesetzt hat. Genauso freue ich mich über die große Hilfsbereitschaft unzähliger Freiwilliger, die sich mit großem Engagement der Flüchtlingsarbeit widmen. Niemand verlässt ohne Not seine Heimat, sein Zuhause, um bei uns Frieden und Freiheit zu finden.
Längst dient der Volkstrauertag heute dem öffentlichen Gedenken, gegen das Vergessen, gegen die Selbstverständlichkeit eines Friedens. Diesen Tag nach dem Zweiten Weltkrieg an das Ende des Kirchenjahres zu legen zeigt, wie sehr auch die christliche Vorstellung von Besinnung, Ende, Tod und die Hoffnung auf Auferstehung mit dem Gedenken an die Kriegstoten verbunden wurde.
Deswegen kann es auch gar keine Frage sein, ob wir einen Volkstrauertag brauchen! Viele meinen ja: Volkstrauertag, das war gestern, nur Ritual. Sicher, die Gefahr ist gegeben, sie wird größer, je mehr die Erinnerungen verblassen. Aber das Gedenken am Volkstrauertag ist nicht nur eine Erinnerung an die Toten, und davon gab es im vergangenen Jahrhundert in zwei Weltkriegen und den Folgejahren die unvorstellbare Zahl von 100 Millionen. Volkstrauertag – das ist Mitgefühl und Verbundenheit mit den Hinterbliebenen. Und es gemahnt an unseren Auftrag für Gegenwart und Zukunft. An diesem Tag werden wir ermahnt. Stellen wir uns dieser Aufgabe und werden ihr gerecht.
Tun wir es nicht, haben wir schon heute verloren.
Denn wir dürfen nicht wegsehen, wenn anderswo Menschen leiden, vertrieben werden oder sterben. Wir dürfen nicht stillhalten und akzeptieren, dass die Gewalt weiter wächst und uns beherrscht. Und das beginnt im Kleinen, denn um den Frieden muss sich jeder selbst bemühen, am Arbeitsplatz, in der Familie. Wir müssen uns für die Schwächeren einsetzen, für die Menschen am Rand der Gesellschaft.
Der Volkstrauertag ist nicht nur ein Tag der Toten sondern auch der Lebenden. Er bringt uns zum Nachdenken.
Wie war – wie ist das alles möglich gewesen.
Es bleibt uns das Hoffen, keinen Krieg erleben zu müssen und dass die Menschenwürde eines jeden zu wahren ist, weil wir so sehr für das Leben sind."

Gebet und Lesung zum Volkstrauertag sprach Pfarrer Torsten Ret.

Pfarrer Torsten Ret griff nach Lesung und Gebet in einer kleinen Ansprache das Thema Frieden ebenfalls auf. Daran zu arbeiten sei wichtig, gerade in einer Zeit, in der viele Menschen weltweit bei Unruhen und Terroranschlägen sterben, die oft im Namen der Religion ausgeübt werden. Hier habe in den zurückliegenden Jahrhunderten auch das Christentum Schuld auf sich geladen, stehe aber heute zu dieser Schuld. Es dürfe nicht mehr sein, dass Menschen auf Grund ihrer Rasse, Religion oder sexuellen Ausrichtung verfolgt würden.
Zur Melodie von "Ich hat einen Kameraden" legte der Bürgermeister einen Kranz nieder. Er bedankte sich zum Ende bei allen, die zum Gelingen der Feierstunde beigetragen haben.
Mahnung für Frieden und Freiheit seien auch die vielen Kriegsgräberstätten, es sind 824 in 45 Staaten. Sie werden betreut und gepflegt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Damit diese Stätten auch zukünftig erhalten bleiben, bedarf es finanzieller Mittel. Deshalb werde an den Eingängen des Friedhofs durch Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Busenbach gesammelt, die diese Aufgabe übernommen haben.
Die Feierstunde selbst endete mit der gemeinsam gesungenen Nationalhymne. Im Anschluss wurden an den Gefallenendenkmälern in Reichenbach am Brunnenplatz sowie in Etzenrot an der Herz-Jesu-Kirche Kränze niedergelegt.