Gemeindenachricht

2. Benefiz Poetry-Slam des Lions Club Waldbronn




Nach der Begrüßung durch Präsidentin Wera Schweizer-Geisler (auf dem Bild links) und einer kurzen Einführung der Initiatorin Doris Ruland-Zimmer (rechts) startete pünktlich um 19 Uhr der Poetry-Slam Wettbewerb. Mehr als 500 Zuschauer warteten gespannt darauf, welche Texte dieses Jahr berühren, zum Lachen bringen oder auch nachdenklich stimmen.
Unter den Zuhörern waren Jugendliche mit Eltern und Großeltern, Paare, Singles, Gruppen. Ein bunt gemischtes Publikum mit Freude an Unterhaltung mit Anspruch, offen für Überraschungen. Alles ist bei Poetry Slam zu erleben: Wortakrobatik, Lyrik, Klamauk.
Moderator Stefan Unser (Poetry Slam Landesmeister 2016) führte durchs Programm und gab zu Beginn eine Kostprobe seines Könnens mit einem eigenen Text. Er hatte eine gute Mischung hervorragender Slammer, darunter auch zwei Frauen, nach Waldbronn eingeladen.
Neun Wortakrobaten traten gegeneinander in drei Vorrunden an. Jede/r hatte sechs Minuten Zeit, eigene Texte vorzutragen, Requisiten oder Kostüme durften laut Regeln nicht verwendet werden.
Als erster betrat Bo Wimmer die Bühne, um die „Tragödie vom romantischen Huhn Ruth“ nahezubringen. Die Henne muss schließlich erkennen, dass Romantik ein Tick ist, der das Leben kosten kann. Philipp Stroh meinte, rational positiv sein „wie Opa“ sei besser als verliebt ins eigene Drama. Jeder habe seine Mission, seine sei „aus düsteren Erfahrungen heitere Texte machen“. Noah Klaus verlas den Brief eines Afrikaners an die westliche Welt und hatte damit in der ersten Gruppe das Publikum gewonnen. Er hielt den Menschen im Westen den Spiegel vor, die Lebensmittel wegwürfen, weil ein Haltbarkeitsdatum aufgedruckt ist und 70 Stunden die Woche arbeiten, „damit sie nicht mehr arbeiten müssen.“ Jonathan Löffelbein sprach übers „große Chaosknäuel des Verliebtseins gerade zu Beginn. Die von den Göttern zweigeteilten Menschen suchten wieder ihre andere Hälfte, Liebe sei ein Riesenrausch, aber auch Zweifel, Chaos und Zerstörung. „Was würdest du tun, wenn du einen Tag ein Mann bist?“ diese Frage beantworteten bei Anna Teufel drei Frauen. „Sexismus ist die Kapuze tief ins Gesicht ziehen, um nicht als Frau erkannt zu werden“, sagte sie. Von dieser Dreiergruppe kam Andreas Rebholz in die Endrunde, der sich mit Glücksfindung beschäftigte. Kleine Nuancen nur trennten Glück vom Frust, meinte er. Glück entstehe aus allem – „nur nicht aus Kalkül.“


Siegerehrung beim 2. Lions Poetry-Slam i8m Kurhaus mit Sieger Noah Klaus (Mitte) und Stefan Unser (rechts).

„Die Zeit läuft“ hieß der Text von Hank Flemming, gemeint war die Lebenszeit. „Wir leben, als ob unser Vorrat an Kalenderblättern unendlich ist“, meinte er, „und als wäre das hier nicht die Realität, sondern nur die Generalprobe“. Den größten Applaus in der Gruppe erhielt Anne Kalkbrenner. Sie rief dazu auf, sich an die Kindheit zu erinnern, als gesellschaftliche Normen noch keine Rolle spielten, es keinen Schlankheitswahn und keine „Ich-bin-besser-Schlacht“ gab. Im Finale wartete Andreas Rebholz mit einem inneren Dialog auf und Anna Kalkbrenner mit einem Text gegen Fanatismus. Den Sieg holte sich letztendlich der 24-jährige Noah Klaus aus Berlin. Er studiert Kulturwissenschaften und Romanistik an der dortigen Humboldt Universität und gilt als eines der vielversprechendsten Poetry Slam Talente des deutschsprachigen Raums. Seine Texte sind gewagte Satire gepaart mit einem hervorragenden Sinn für Pointen und gekonnter Balance zwischen Tiefgang und Albernheit. Sein Beitrag, ein satirisches Wortspiel über einen "literarischen Diktator" war grandios.
Der Reinerlös des 2.Benefiz Poetry-Slams fließt in den Bereich Jugend und Kultur. Unterstützer des Abends waren IMI-Moden Waldbronn, Buchhandlung LiteraDur und Bäckerei Richard Nussbaumer.
Auch der Termin für den 3.Benefiz-Poetry Slam des Lions Club Waldbronn im kommenden Jahr steht schon fest: Am 30.März 2019 wird das Kurhaus wieder zum Beben gebracht.