Gemeindenachricht

Gemeinderatssitzung im Grünen


Den Waldbronner Wald immer im Blick: Traditionell findet die letzte Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause im Grünen statt.

Gemeinderatssitzung im Grünen: Umfassendes Forstwirtschaftswerk für die nächsten zehn Jahre verabschiedet

 
Traditionell findet die letzte Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause im Grünen statt. Zwei wichtige Punkte standen während der Waldbegehung auf der Tagesordnung: Die Verschattungsproblematik „Im Reh“ und im Eichhörnchenweg sowie die Verabschiedung des Forsteinrichtungswerkes. Als kompetente Forstfachleute standen Thomas Rupp, Leiter des Forstbezirks Süd im Landratsamt, Revierleiter Josef Mayer und Oberforstrat Bernhard Koch vom Regierungspräsidium Freiburg als Verfasser des Forsteinrichtungswerkes den Gemeinderäten mit Rat und viele Fachwissen zur Seite.
 

Verschattungsproblematik: Eine Entscheidung fällt in der Oktobersitzung
Dieses Jahr startete die Waldbegehung mit einer Besichtigung: Vertreter der Verwaltung und des Forstes trafen sich mit den Anwohnern des „Im Reh“- und Eichhörnchenweges, die ihre Sicht der Verschattungsproblematik und dessen Folgen darstellen wollten. Bereits im Gemeinderat und im Umweltbeirat ist darüber diskutiert worden. Jetzt also sollten sich die Gemeinderäte selbst ein Bild machen. Die Anwohner äußerten nicht nur ihre Wünsche, sondern auch ihren Unmut über die im Laufe der Jahre entstandenen Situation. Irgendetwas beschlossen, dies stellte Bürgermeister Franz Masino zu Beginn klar, wird bei der Besichtigung nicht. Erst nach der Sommerpause, wahrscheinlich in der Oktobersitzung, soll das Thema erneut im Gemeinderat auf den Tisch kommen. Bis dahin sollen sich die Gemeinderäte selbst ein Bild machen. Vor allem im Herbst und Winter, so die Anwohner, komme die Verschattung durch die angrenzenden Bäume zum Tragen. Nach ihrer Ansicht grenzt der Wald zu nah an der Bebauung und beeinträchtige dadurch die Verkehrssicherheit und die ausreichende Nutzung von Solar- sowie Photovoltaikanlagen. Der Wunsch vieler Anwohner ist daher ein Auslichtung oder eine Reduzierung der Baumhöhen.

Zu Beginn der "Sitzung im Grünen" trafen sich die Forstfachleute und der Gemeinderat mit Anwohnern "Im Reh" und Eichhörnchenweg, um die Verschattungsproblematik zu diskutieren.

Grundsätzlich, so Thomas Rupp von der Forstverwaltung, war der Wald vor der Bebauung da. Die Häuser seien alle im rechtskräftigen Bebauungsplan erbaut worden. Ein weiterer Grund für die Verschattung, so Rupp, sei die Lage der Häuser, die auf etwa 220 Meter Höhe liegen. Der angrenzende Bergrücken misst 255 Meter. Zudem, Bürgermeister Masino, seien die Käufer der Grundstücke darüber informiert worden, dass sie das Risiko eines zu geringen Waldabstandes zu tragen hätten. Zum Teil seien Haftungsverzichterklärungen unterschrieben worden. Im Übrigen sei eine „Waldrandverschiebung“  nur nach einem Umwandlungsgenehmigungsverfahren möglich, ergänzte Rupp, der auch eine Signalwirkung fürchtet, da rund 6 Kilometer Wohnbebauung in Waldbronn an den Wald angrenzen.  Abschließend verdeutlichten die Anwohner ihre Ansicht nochmals dahingehend,  dass sie grundsätzlich nichts gegen den Wald hätten, es gehe ihnen um die Verkehrssicherheit (bei Sturm seien bereits Bäume in Gärten gefallen) und um ihre zu nutzenden Anlagen.
 
Neuer Bewirtschaftungsplan für den Gemeindewald Waldbronn verabschiedet
Einstimmig verabschiedete der Gemeinderat am Schluss der Sitzung das neue Forsteinrichtungswerk 2018-2027.

Zuvor stellten Oberforstrat Bernhard Koch und seine beiden Kollegen während der Waldbegehung anschaulich das umfassende Werk vor. Gemeinsam mit Revierförster Josef Mayer habe er über einige Wochen hinweg eine Art „Inventur des Waldes“  gemacht. „Ein Arten- und altbaumreicher Mischwald  ist als Quelle des nachwachsenden Rohstoffes Holz und zur Sicherung aller Waldfunktionen wichtiges Ziel bei der Bewirtschaftung des Waldbronner Gemeindewaldes“,  erläuterte Koch. Dies orientiere sich an der Zielvorgabe des Gemeinderates, einen arten- und altbaumreichen Mischwald zu fördern, der die vielfältigen Aufgaben, insbesondere die Sicherung der umfangreichen  Schutzfunktionen und die Fortentwicklung der im Wald gelegenen Erholungsgebiete, erfüllt und der den nachwachsenden Rohstoff Holz liefert. Diese „nachhaltige Bewirtschaftung ist in den kommenden Jahren zu sichern“, so Koch. Während des Waldrundganges, der rund um den Kurpark über den Etzenroter Berg, den Hetzelschlag und Hetzelbrunnen zurück zum Ausgangspunkt führte, erläuterten die drei Forstfachleute kurzweilig und informativ die Einbringung und Förderung der Mischbaumarten in den Buchenverjüngungen, die Entwicklung der seit Orkan „Lothar“ entstandenen Bestände, die Sicherung altbaumreicher Bestandesteile und die Förderung der Eichenanteile in den sogenannten Dauerwäldern. Forsteinrichtung umfasst eine  Bestandsinventur, die Kontrolle der durchgeführten Maßnahmen und die  mittelfristige Planung aller Arbeiten, die in den nächsten 10 Jahren für die Weiterentwicklung des Gemeindewaldes anstehen, erläuterte Koch das übliche Verfahren.

Im Kurpark startete der zweite Teil der Waldbegehung, der sich ausführlich mit dem neuen Forsteinrichtungswerk für die kommenden zehn Jahre beschäftigte.      Anschaulich erläuterten die Forstfachleute das neue Forsteinrichtungswerk (v.l.): Thomas Rupp von der Forstverwaltung, Oberforstrat Bernhard Koch und Bürgermeister Franz Masino.

Einige Eckdaten dazu: Seit 2008 ist die Fläche des Gemeindewaldes nahezu unverändert geblieben. Er ist rund 345 Hektar groß. Laubmischwälder haben mit  57 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Kiefern- Tannen-Buchen- Wäldern  mit 27 Prozent; Fichten- und Douglasien-Bestände  treten mit 16 Prozent etwas zurück. Der Holzvorrat beträgt 248 VFm/ha und ist gegenüber dem gerade zu Ende gegangenen Planungszeitraums ungefähr gleichgeblieben.
Die neue Forsteinrichtungsplanung orientiert sich an den Zielvorgaben und den Rahmenbedingungen, wie sie sich aus den örtlichen Wuchsverhältnissen, der Holzvorratsentwicklung, dem Bestandsaufbau, aus den Hiebsreifekriterien und nach den zu erfüllenden Waldfunktionen ergeben.
Hieraus leitet sich ein Hiebssatz von jährlich 2100 Festmetern ab, der gegenüber dem Einschlag der letzten 10 Jahre  um rund 30 Prozent steigt.
Der zu große Buchenanteil in der Naturverjüngung  soll  im Rahmen der Jungbestandspflege jährlich auf rund 9 Hektar  durch Begünstigung der Mischbaumarten verringert werden.  Zudem sind Wertästungen bei ca. 2.600 Bäumen, meist Douglasien und Lärchen,  notwendig und sinnvoll. Zusätzlich sollen zur Erhöhung der Baumartenvielfalt  auf Lücken oder nach Räumung schlechtformiger Bestandesteile Douglasien gepflanzt werden. Die Douglasie ist für ein wärmeres Klima besser geeignet als beispielsweise die Fichte. Mit diesem Planungsvorschlag kann die Entwicklung des Waldbronner Waldes mit der Förderung  der Baumartenvielfalt und dem Aufbau stabiler, tannen- und eichenreicher Bestände fortgesetzt werden.

Unser Waldbronner Wald ist ein arten- und altbaumreicher Mischwald.