Gemeindenachricht

50 Jahre Kurhaus Waldbronn – Einweihung mit Hindernissen


Die Fertigstellung des Waldbronner Kurhauses war in der Region ein vielbeachtetes Projekt.

50 Jahre Kurhaus Waldbronn – Einweihung mit Hindernissen

 
Das Waldbronner Kurhaus, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, ist heute aus dem kulturellen Leben Waldbronns nicht mehr wegzudenken. Im Laufe der Jahre war der große Saal Schauplatz unzähliger Veranstaltungen, hochkarätige Theatergastspiele und Konzerte fanden bis in die 80er Jahre hier statt. Von Elke Sommer, Grit Böttcher über Josef Meinrad bis hin zu Klaus Maria Brandauer – sie alle waren da. Viele Vereine nutzen den Saal heute für anspruchsvolle Konzerte, Jubiläen, Theaterveranstaltungen und Fastnachtsitzungen.   
 
Nachdem Mitte der 60er Jahre auf den ehemaligen Dorfwiesen der Kurpark entstanden war, wurde die Weiterentwicklung Reichenbachs und später Waldbronns zum Kur- und Erholungsort mit der Einweihung des Kurhauses nach 17-monatiger Bauzeit am 7. September 1968 „gekrönt“. 

Die Terasse im Kurhaus.     Der Vorplatz des Kurhauses.
 
Die Initiative für den Bau eines „Mehrzweckgebäudes“ ging auf Altbürgermeister Alfred Ohl zurück. Bereits 1966 beschloss der Gemeinderat, im Landschaftsschutzgebiet „Auf dem Dorfwiesen“ ein Mehrzweckgebäude zu errichten, das „kultureller Mittelpunkt des Ortes“ werden sollte (so nachzulesen in den alten GR-Unterlagen). Die Baukosten des bisher größten Bauprojekts der Gemeinde wurden mit 1,5 Millionen DM veranschlagt. Nach Bad Herrenalb übrigens das zweite Kurhaus im Albtal. „Diese Pioniertat zur Erschließung des Fremdenverkehrs dürfte richtungsweisend für die übrigen Albtalgemeinden sein und zugleich Ansporn für die vitale Bevölkerung Reichenbachs der Gemeindeverwaltung auf dem nun einmal eingeschlagenen Weg zu folgen“, so schrieb damals die BNN  (BNN, September 1968).  
 
Reichenbach wurde „Luftkurort“
Dem damalige Kreisoberbaurat Bögner unterstand die Planung des imposanten Gebäudes, die örtliche Bauleitung  hatte der Reichenbacher Architekten Anton Meyer inne. Verantwortlich für die Innenarchitektur war Diplomarchitekt Kurt Wormstall aus Ettlingen. Nachdem 4300 kg Erde bewegt, 90 000 kg Baustahl und für die Decken 2200 kg Stahlbeton verarbeitet worden waren, konnte am 15.Dezember 1967 Richtfest gefeiert werden. Die feierliche Eröffnung schließlich fand durch den damaligen Finanzminister des Landes Robert Gleichauf am 7. September 1968 statt. Dieser zeigte sich sehr überrascht über diesen „schönen Fleck seines Heimatlandes“, den er bisher nicht kannte und versprach wieder vorbei zu kommen. Den Festvortrag hielt Altlandtagspräsident Dr. Gurk. Gleichzeitig überreichte Regierungspräsident Dr. Munziger Bürgermeister Alfred Ohl die Ernennungsurkunde als „Luftkurort“. Damit war Reichenbach die erste Gemeinde im Landkreis Karlsruhe die mit diesem Prädikat ausgezeichnet wurde.  
Die Baukosten einschließlich der Einrichtungen beliefen sich auf dann auf 1,9 Millionen DM. Nicht einfach sei es gewesen, so Architekt Meyer, die landschaftliche Lage und die besonderen Anforderungen an das Kurhaus in Einklang zu bringen. Es sei schließlich, hoffentlich zur Zufriedenheit aller, letztendlich gelungen.   

Das Kurhaus im Jahr 1968.
 
Protest der besonderen Art
Doch nicht alle Bürger schienen mit dem Neubau einverstanden sein. Einen Protest der besonderen Art brachte ein Grundstücksbesitzer vor: Er türmte just am Abend vor der Eröffnung auf seinem Grundstück zwischen Kurhaus und ehemals Cafe Becker gelegen, einen großen Misthaufen auf. Und das, obwohl die in der Reichenbacher Rundschau vom 24.August 1968 die Verwaltung extra die Bevölkerung aufgerufen hatte, „die Grundstücke, auf denen noch das Frühjahrsgras steht, abzumähen, damit das ganze Wiesengelände einen ansprechenden Eindruck macht“.
Auch sollte die Bevölkerung ihren Straßenanteil für das große Ereignis reinigen. Nunja, jedenfalls reichte die Zeit nicht mehr, den Misthaufen zu beseitigen, deswegen ließ Alfred Ohl einen ortsansässigen Gipser den Misthaufen kurzerhand mit weißem Gips überspritzen. 

Gastronomie im Kurhaus
Nach einigen Sanierungen in den vergangenen Jahren präsentiert sich das Kurhaus modern und zeitgemäß. Auch in gastronomischer Hinsicht ist das Kurhaus mit seiner wunderbaren Terrasse und der schönen Aussicht über den Kurpark in den Nordschwarzwald ein beliebter Treffpunkt für Waldbronner Bürger und Gäste aus Nah und Fern. Brasserie und Kaffeerösterei haben der zentralen Waldbronner Einrichtung eine neue attraktive Facette hinzugefügt.

Blick auf das Kurhaus.