Gemeindenachricht

Waldbronner Woche


Professor Stefan Sell spach im Kurhaus über Arthrose und Arthristis (v.l): Cindy Rolender von der Geschäftsstelle Bruchsal, Professor Sell und Klaus Vogel von der Rheumaliga Waldbronn.

Fit bei Arthrose und Arthritis – Informativer Arztvortrag mit vielen Aspekten


Auf große Resonanz stieß das diesjährige Thema „Fit bei Arthrose und Arthritis“ beim Arztvortrag im Rahmen der Waldbronner Woche. Die Rheuma-Liga Waldbronn, deren Mitgliederzahl im Laufe ihres 32-jährigen Bestehens auf über 1200 angestiegen ist, hatte dazu in das Kurhaus eingeladen. Der Vorsitzende Klaus Vogel  begrüßte die zahlreichen Zuhörer, unter ihnen auch Bürgermeister Franz Masino und stellte kurz den Verein vor, der sieben Therapeuten, 80 Wasser- und 14 Trockengruppen betreut. „Hervorragende Grundlage“, so Vogel, ist die Albtherme mit ihrem Wasserbecken und dem neuem Gymnastikraum.
 
Anschließend übergab er an Dr. Stefan Sell, Chefarzt am Gelenkzentrum Neuenbürg. Der Mediziner sprach in humoriger und kurzweiliger Art über ein – nicht nur im Alter - wichtiges Thema. Als anerkannter Spezialist für Rheumaorthopädie und Gelenkchirurgie gab er einen informativen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und Medizintechnik.
 
In seinem Vortrag stellte Stefan Sell die Therapiepyramide bei Gelenkerkrankungen vor. Zu den Pfeilern der Prävention gehören Bewegung, Ernährung und das Gewicht. Durch Bewegung bekommt der Knorpel im Gelenk seine Nährstoffe. Fehlen diese, reiben sich die Knorpel ab und die Gelenke aufeinander, es kommt zu Schmerzen. Jeden Tag zehn Minuten gezielt Bewegung, sei besser als einmal die Woche eine Stunde, so Sell. Als größte Risikofaktoren gelten Übergewicht und mangelnde Bewegung. Ernährung, einmal die Woche fetten Fisch sowohl viel Gemüse und Salat (Stichwort Omega 3 Fettsäuren, Antioxidantien). Die zweite Stufe in der Pyramide sind die konservativen Therapien wie Medikamente oder Spritzen.

Als Ultima Ratio muss das Gelenk in einer Operation ersetzt werden. In diesem Bereich sei in den vergangenen Jahren viel passiert, informierte der Mediziner. Verschiedene neue Techniken wie die sog. Knorpelglättung oder eine Knorpelzell- oder Stammzellentransplantation sind entwickelt worden. Vor allem Letzteres sei kein Blick in die Zukunft mehr, sondern Realität. Künstliche Gelenke, so der Mediziner weiter, würden heute schneller eingesetzt werden. Entscheidend sei zurückgewonnene Lebensqualität. Habe es früher nur drei Modelle gegeben, so sei heute alle 2. Millimeter ein passgenaues Model verfügbar. Durch modernste OP-Techniken mit IT-Technologie, Minimal Invasiver Technik und natürlich steigender Erfahrung des Operateurs („nach den ersten 1000 OPs geht’s besser“) sind die Erfolge von Knie- oder Hüftersatzoperationen enorm. Der Patient steht bereits nach einem Tag auf, so Sell, und kann nach acht Tagen das Krankenhaus verlassen. Nach einer Anschlussbehandlung ist auch wieder Bewegung und natürlich Sport im normalen Maß (Schwimmen, Wandern) möglich.  „Grundsätzlich“, so Sell abschließend, „kann der Patient in jedem Stadion der Erkrankung noch selbst etwas gegen seine Beschwerden tun“.  Im Anschluss des Vortrages blieb noch genügend Zeit und Raum für zahlreiche individuelle Fragen.