Gemeindenachricht

Aus dem Gemeinderat: „Der Klimawandel ist auch in Waldbronn angekommen“


Traditionell findet die letzte Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause im Grünen statt.

Sitzung im Grünen: „Der Klimawandel ist auch in Waldbronn angekommen“


„Die Trockenheit wirkt sich verheerend auf dem Waldhaushalt aus“, konstatierte Thomas Rupp, Leiter des Forstbezirkes Süd im Landratsamt, „im vergangenen Jahr gab es eine explosionsartige Verschlechterung“. Revierleiter Josef Mayer ergänzt: „Der Klimawandel ist auch in Waldbronn angekommen“. Hauptthemen der letzten Gemeinderatssitzung, die traditionsgemäß vor der Sommerpause im Wald stattfindet, waren denn auch die Auswirkungen der Trockenheit im vergangenen Jahr und die daraus resultierenden Zwangseinschläge insbesondere in Buchenalthölzern sowie Verkehrssicherungspflichten.

Interessiert hören die Räte und die Bürger den Ausführungen der Forstexperten zu.       Besonders Buchen sind von den Trockenschäden betroffen.

Etwa 10 Prozent aller Buchen im Waldbronner Forst weisen zum Teil massive Trockenschäden auf, so Thomas Rupp, und sind dadurch stark gefährdet. Sorgen bereiten allerdings auch Tannen, Fichten oder Lärchen. Durch die starke Trockenheit werden die Bäume vermehrt von Schädlingen, wie dem Borkenkäfer oder anderen Baumkrankheiten wie Pilzen oder Sonnenbrand befallen. Der Klimawandel, so erläuterte Josef Mayer weiter, wirke sich auch mehr und mehr auf die forstlichen Tätigkeiten des 330 Hektar großen Gemeindewaldes aus. Insbesondere absterbende Altbuchen (zum Teil 190 Jahre alt) und Trockengeäst werden zu einem Verkehrssicherungsproblem. Zum Schutz für Waldbesucher werden diese bereits im September eingeschlagen. Vom Borkenkäfer befallene Bäume werden sofort gefällt. Revierleiter Mayer ist allerdings zuversichtlich, dass keine Wege gesperrt werden müssen; die Verkehrssicherheit sei gewährleistet. Gefährlich kann es allerdings abseits der Wege werden.  
In diesem Jahr muss im Vergleich zum vergangenen Jahr rund die doppelte Festmetermenge an Alt- und Trockenbestand entfernt werden. Gerade bei den Buchen eine besorgniserregende Entwicklung, da deren Anteil im Waldbronner Forst rund 39 Prozent beträgt. Der Anteil von Lerche, Kiefer und Tanne beträgt 29 Prozent, der Anteil bei Douglasien 13 Prozent, bei Eichen neun Prozent. Das Verhältnis zwischen Tannen- und Laubbäumen ist in etwa ausgeglichen. Dort, wo durch die Fällung von mächtigen Altbuchen Löcher in der Buchen-Naturverjüngung entstehen, schlägt Revierleiter Mayer die Pflanzung von Eichen vor. Denn: „Eichen sind klimastabiler und damit trockenresistenter als Buchen“. Ziel solle sein, den Anteil von neun Prozent auf 15 zu steigern.

Pilzbefall ist ein weiterer Trockenschaden    Auch der Sonnenbrand resultiert aus der hohen Trockenheit.

Mit Blick auf die Zukunft schlagen die Forstexperten, Aufforstungen („auf Förderprogramme hoffen“), Verjüngungen, Förderung der Eiche und Douglasie sowie intensives Beobachten der weiteren Entwicklungen, vor. Noch liegt die Schädigung des Waldbronner Waldes im landesweiten Durchschnitt, versichert Thomas Rupp.

Ein weiteres Thema während der Abschlusssitzung war das Waldnaturschutzkonzept. Dieses wurde erarbeitet, um die Bedeutung des Gemeindewaldes für den Naturschutz zu dokumentierten und die besonderen Naturschutzziele konzentriert darzustellen, erläuterte Thomas Rupp. Ziele seien unter anderen die Pflege der Waldbiotope (Käppliswiesen), Förderung und Entwicklung der Bachauen und Klingen, die Rückführung der illegalen, landschaftsbildstörenden Waldrandnutzung und die Waldrandpflege. Lobend nahmen in diesem Zusammenhang die Gemeinderäte das Mulchen am Wegrand zur Kenntnis. Dieses wurde erst nach der Blütezeit und auch nur auf einer Wegeseite durchgeführt, damit immer genügend Blüten für die Insekten vorhanden sind. Insgesamt dienen knapp 9 Prozent des Gemeindewaldes vorrangig dem Naturschutz.

Einen weiteren Punkt sprach Jagdpächter Kurt Reiser an: Er appellierte eindringlich an Hundebesitzer, ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen. Insbesondere rund um die Etzenroter Wiesenfesthalle seien freilaufende Hunde zu beobachten. Durch jagende Hunde steige die Gefahr von Wildunfällen, wenn die gejagten Tiere auf die Straße rennen. Auch Spaziergänger hätten vermehrt Angst vor freilaufenden Hunden.

Abschließend dankte Bürgermeister Franz Masino dem zum Jahresende scheidenden Thomas Rupp für „15 Jahre spannende und interessante Waldbegehungen“. Er habe in den vergangenen Jahren viel über den Wald gelernt. Gleichzeitig hoffe er, dass Revierleiter Josef Mayer trotz der ab kommenden Jahr eintretenden Forstreform dem Gemeindewald erhalten bleibt. Seine Sachkenntnis sei für den Gemeindewald immens wichtig.