Gemeindenachricht

Schlaglicht auf Clara Schumann



Sie ist die große Jubilarin des Musikjahrs 2019: die 1819 geborene Pianistin und Komponistin Clara Wieck, die als Clara Schumann an der Seite ihres Ehemanns Robert Schumann zu bis heute andauernder Bekanntheit gelangte. Zunehmend in den Blickpunkt rückt dabei ihr kompositorisches Schaffen; spielten bei Konzerten und Rezitalen früherer Jahre und Jahrzehnte höchstens irgendwelche Salon-Piècen eine untergeordnete Rolle als Zugabenstücke, dient insbesondere auch das hiesige Gedenkjahr dazu, Clara Schumanns Schaffen weitergehend und umfassender zu beleuchten.

Dies ließ sich auch Wolfgang Seibold angelegen sein; der zum Vorstand des Waldbronner Kulturrings zählende Musikwissenschaftler hat in diesem Jahr ein vollständiges Werkverzeichnis erstellt. Beim Abend im vollbesetzten Saal des Kulturtreffs in Reichenbach gab er mit Tagebuchauszügen Claras und Aussagen Robert Schumanns erhellende Informationen zur Person Clara Schumanns sowie zu den gespielten Werken, die von drei jungen Pianistinnen der Karlsruher Musikhochschule dargeboten wurden.

Den Anfang hierbei machte Franziska Lee mit zwei Polonaisen aus Clara Schumanns Opus 1. Hier gefiel – abgesehen von hie und da etwas blass gebliebenen Läufen und Fiorituren – der Gegensatz zwischen der leichtfüßig-brillanten 2. und der durchaus ernst-dramatischen
4. Polonaise, den Franziska Lee insgesamt ansprechend abbildete.

Zu den folgenden drei „Soirées musicales“ aus Opus 6 hatte Robert Schumann laut Wolfgang Seibold notiert, dass es sich hierbei zweifelsfrei um Stücke mit Anspruch und Gehalt handelte, die qualitativ mit Kompositionen von Männern vergleichbar seien (was natürlich immer vor dem Hintergrund der Rolle der Frau im 19. Jahrhundert zu sehen ist!) und die schulbildende Wirkung der großen Komponisten früherer Zeit verraten würden.

Hanna Mauderlis sprechendes Spiel gefiel besonders in der – zu den bekanntesten Schumann-Stücken zählenden – G-Dur-Mazurka sowie der ernst und ruhig deklamierenden Ballade d-Moll. Die rasche a-Moll-Tokkata offenbarte sich als interessantes und hochklassiges Stück, hätte jedoch im Vorfeld noch präziserer Vorbereitung bedurft. Robert Schumanns beständiger Ermunterung gegenüber Clara, zu komponieren, dürfte die Nachwelt sicher auch ihre Klaviervariationen op. 20 über ein Thema ihres Gatten Robert verdanken.

Dieses kompositorisch reife Stück erfuhr unter den Händen von Amy Reiss eine gelungene und künstlerisch schön durchgeformte Darbietung mit Sinn für Details, was überdies der gelungenste Beitrag des Abends war. Als Schluss-Bonbon spielte Franziska Lee dann noch Clara Schumanns Bearbeitung des bekannten Liedes „Widmung“ aus der Sammlung „Myrten“ op. 25 von Robert Schumann, was den Abend gelungen abrundete. -hd.