Gemeindenachricht

Sitzung im Grünen: Trockenheit und Naturschutz immer im Bick


Im Naturdenkmal "Käppliswiesen": Kleine Tümpel bieten den Tieren Lebensraum.

Traditionell findet die letzte Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause im Grünen, sprich im heimischen Wald statt. So auch in diesem Jahr, nachdem die Tradition leider 2020 ausfallen musste. Gemeinsam mit Forstamtsleiter Martin Moosmayer und Bürgermeister Franz Masino begrüßte Revierleiter Josef Mayer die Räte und einige interessierte Bürgerinnen und Bürger. In gewohnt fachkundiger Art führte er den Rat – mehr oder minder trocken – durch prägnante Stellen des heimischen Forstes. Im Fokus dieses Jahr: Die Trockenheit und Naturschutz.

Die Hitze und die damit verbundene Trockenheit der vergangenen Sommer ist gut beim Buchenaltbestand am Sohl zu erkennen. An dieser Stelle sei ihm, so Mayer, der Klimawandel auch zum ersten Mal richtig bewußt geworden. „Insbesondere die 190 Jahre alten Buchen sind an ihre Grenzen gekommen“. Und zu einem Verkehrssicherungsproblem geworden. Zum Schutz der Waldbesucher vor Dürrästen sind diese im Frühjahr 2020 eingeschlagen und 340 Festmeter entnommen worden. Im Herbst sind klimastabilere Baumarten wie 300 Vogelkirschen, 200 Esskastanien und 100 Elsbeeren in sogenannten Kleingewächshäusern nachgepflanzt worden. Forstamtsleiter Martin Moosmayer ergänzt auf Nachfrage, dass es im gesamten Landkreis etwa 46 000 solcher röhrenartigen Kleingewächshäuser gebe, auf der Gemarkung Waldbronn etwa 600. Das Plastik sei allerdings recycelbar.

Gut zu erkennen: Die absterbenden Buchen und die nachgepflanzten Bäume in röhrenartigen Kleingewächshäusern.

Ein umfassendes Waldnaturschutzkonzept stellten Moosmayer und Mayer den Räten ebenfalls vor. So sollen (zum Teil sind bereits) drei Waldrefugien, zehn Waldbiotope und 18 Habitatbaumgruppen auf dem 325 Quadratmeter großem Gemeindewald entstehen. Dabei werden bestimmte, absterbende Baumgruppen aus Naturschutzgründen und zur Erhöhung der Biodiversität stehen gelassen.  Erfreulich ist, dass in diesem Jahr die Borkenkäferplage nicht ganz so schlimm ist wie in den vergangenen Jahren. Der Grund: Der Käfer mag es trocken und nicht so feucht. „Wir hatten ein kühles und regenreiches Frühjahr, so dass sich die massive Ausbreitung des Borkenkäfers wie 2020 nicht wiederholt“, resümierte Mayer. Es kommt zu keiner gefürchteten dritten Generation. Außerdem habe er bereits seit Jahren die absterbenden Fichte durch klimarobustere Douglasien ersetzt. Damit werde der ökologisch stabilere Mischwald von 60 Prozent Laub- und 40 Prozent Nadelholz weiter gefördert und erhalten.

Da der heimische Wald sehr stark von Joggern, Spaziergängern und Fahrradfahrer benutzt wird, liegt ein Augenmerk der Arbeiten auf den Verkehrssicherungspflichten. Hitze, Stürme und Starkregen setzen dem Wald sehr zu. „Das richtige Maß scheint verloren gegangen zu sein“, so Mayer. In diesem Zusammenhang mussten auch viele Wegeschäden ausgebessert werden, beispielsweise der Fahrradschulweg von Etzenrot nach Langensteinbach.

Revierleiter Josef Mayer stellte an verschiedenen Stellen die Situation des Gemeindewaldes vor.      Das flächenhafte Naturdenkmal "Käppliswiesen".

Abschließend führten die beiden Forstexperten die Räte in das flächenhafte Naturdenkmal Käppliswiesen, wunderbar gelegen zwischen Etzenrot und Spielberg. Die im Bereich der entstehenden Waldwiese ehemals vorkommenden Feuchtbiotope waren allesamt komplett verlandet und ökologisch tot. Die Habitatpflege ist ausschließlich auf der Waldfläche erfolgt, erläuterte Mayer, der die Maßnahmen federführend in Absprache mit dem BUND und der Verwaltung organisierte und beaufsichtigte. So wurden die vollständig abgestorbenen Eschen aus naturschutzfachlicher Sicht und aus Gründen der Verkehrssicherheit entnommen. Die ehemalige Freifläche im Waldinneren wurde behutsam wieder ausgelichtet, Bäume und aufkommende Gehölze gerodet. Dabei sind die entstandenen Waldinnenränder stufig und natürlich ausgebildet worden. Die vorhandenen Tümpel wurden wieder funktionsfähig gemacht, die natürlichen Zuläufe nachgeformt. Nun kann sich die Lichtung wieder zu einer Feuchtwiese mit Hochstaudenflur entwickeln und zu einer Heimat für Molche und Bechsteinfledermäuse werden. Für Letztere sind 15 Fledermauskästen an den Randbäumen der Lichtung angebracht worden. Mayer wies zudem darauf hin, dass die gesamte Fläche der Käppliswiesen einen hohen Schutzstatus genieße - das Betreten der Fläche sei entsprechend der Schutzverordnung nicht zulässig; dies diene dem Schutz der Natur.

Dass der Wald zukunftsfähig gemacht werden müsse sei eine wichtige Aufgabe für die kommenden Jahre, resümierte Martin Moosmayer abschließend. Grundsätzlich sei zu erkennen, dass die Gemeinde hinter „ihrem Wald stehe“. Das Lob gab Bürgermeister Franz Masino sogleich an Revierleiter Mayer weiter: „Wir wissen unseren Wald bei Ihnen in guten Händen.