Gemeindenachricht

Deutsche Boulevardkomödie vom Feinsten


„…Wir beide haben doch unsere Ehe; da brauchen wir doch nicht auch noch eine Beziehung!“ Wenn Paul Fischer im Brustton der Überzeugung diese für ihn absolut schlüssige Feststellung von sich gibt, dann ist dies nicht unbedingt das, was seine Frau Leah hören möchte. Ist diese doch, durch Ratschläge der gemeinsamen Single-Freunde Katja und Dieter beeinflusst, inzwischen durchaus bereit, gewisse Defizite in ihrer 35-jährigen ehelichen Beziehung zu erkennen und daran zu arbeiten. Aber auch Paul wird in der Folge zur Einsicht gelangen und sich mit Leah auf einen, nicht ungefährlichen, Deal einlassen: Um ihr Eheleben aufzufrischen gewähren sie sich gegenseitig jeweils einem Seitensprung.

Die Komödie „Seitensprung für zwei“ stammt aus der Feder der Grimme-Preisträger Lars Albaum und Dietmar Jacobs (u.a. „Stromberg“, „Pastewka“), die man getrost zur Crème de la Crème der deutschsprachigen Boulevard-Autoren zählen dürfte.

Gerd Kiecherer hat das Stück im Kollektiv mit der gesamten Theatergruppe typgenau besetzt und schwungvoll in Szene gesetzt. Hierbei nimmt man offensichtlich Anleihen aus Inszenierungen des „Theaters am Kufürstendamm“ (u.a. mit Jochen Busse und Claudia Rieschel). Gerd Kiecherer selbst spielt den Part des Paul Fischer authentisch und pointiert.

Von Beginn an lebt die Inszenierung von geistreichem Wortwitz in den Dialogen (herrlich zweideutig und wunderbar frivol).

Gabriele Schiller spielt die Rolle der nur anfangs zufriedenen, später eher zweifelnden Ehefrau bzw. Geliebten (in spe) Leah mit klarer Sprache und absolut glaubhaft. Die Interpretation der Rolle teils mütterlich, teils naiv, teils zu allem entschlossen, erntete beim Premierenpublikum wiederholt Lachsalven und Szenenapplaus.

Die Rolle der mit Leah befreundeten, etwas leichtlebigen Glamourlady Katja scheint Birgit Jensen geradezu auf den Leib geschneidert. Neben ihrem gewohnt temporeichen Spiel und den trocken vorgebrachten Pointen, teilweise unter gekonnter Einbeziehung des Publikums, sorgte ihr Auftreten (Outfit!!!) allgemein für Bewunderung.

Analoges gilt für Peter Seiler, der in der Rolle des alternden Playboys Dieter in Spiel und Kostüm überzeugend jenen Typ darstellt, der sich, etwas narzisstisch veranlagt, an ein Selbstbild klammert, das sich irgendwann mal vor Jahren festgehakt hat.

Durch das Hinzukommen von Szenenwechseln im 3. Akt bleibt das Stück schwungvoll bis zum Schluss. Die Dramaturgie eröffnet den Akteuren jetzt auch Raum für gelegentliche Slapstick-Einlagen, die (von den Autoren auch vorgesehen) das Stück temporeich halten.

Jetzt schlägt die Stunde die Auftritte der leicht lispelnden Friseuse Sandy (Katrin Kraft, überzeugend naiv), und des ungarischen Tennislehrers Laszlo (Martin Kage, herrlich komisch).

Den Zuschauern der ersten beiden Vorstellungen gefiel‘s. Lachsalven, wiederholter Szenenapplaus sowie langanhaltender Schlussapplaus quittierten die gelungene, sehenswerte Inszenierung.

Der Applaus galt sicher auch den „Chamäleons“, die hinter und neben der Bühne zum Gelingen beitrugen, so

dem Bühnenbild von Martin Kage, der wieder einmal beeindruckend eine Kleinkunstbühne in eine Boulevard-Szenerie verwandelt hat (besonders bemerkenswert: 2 Bühnenbilder),

der Souffleuse Petra Schroff, die den Darstellern zuverlässig Sicherheit vermittelte und während der Vorbereitung auch Aufgaben der Regieassistenz übernommen hatte,

der für Maske zuständigen Patricia Keller und Dagmar Notaro, die den Darstellern krasse Frisuren und zusätzlich Farbe verpassten,

der Tontechnik durch Peter Reising, der mit professionellen Geräusch- und Musikeinspielungen dem Stück zusätzlich Atmosphäre verlieh,

der Lichttechnik durch Torben Schroff, der vor allem bei Szenenwechseln gefordert war und die vorhandenen Beleuchtungsmittel gekonnt im Griff hatte.

Chamäleon Chamäleon
Chamäleon Chamäleon

Den bisherigen zwei Vorstellungen (vor jeweils voll besetztem Haus) folgen noch weitere Aufführungen am Samstag, 19.11. und 26.11, jeweils 19:30 Uhr, Sonntag 20.11.und 27.11., jeweils 18:00 Uhr, sowie am Freitag, 25.11.2018, 19:30 Uhr. Alle im Kulturtreff Waldbronn-Reichenbach. Kartenvorverkauf bei der VHS Waldbronn, Tel. 07243/69091.

VHS und Theatergruppe bitten, sich jeweils am Veranstaltungstag über die Homepage www.theater-chamaeleon-waldbronn.de oder die Homepage der VHS Waldbronn über eventuelle coronabedingte Absagen zu informieren.