Gemeindenachricht
Waldbronner Rathauschef ist entmachtet
Hexen und Narren an die Macht, der Rathauschef ist entmachtet: Waldbronner Närrinnen und Narren stürmen am schmutzigen Donnerstag das Waldbronner Rathaus und übernehmen bis auf Weiteres die Macht. Zuvor allerdings schickt Sitzungspräsident Achim Waible von der Concordia Reichenbach pünktlich um 18.11 Uhr alle Hexen und Teufel ins Rathaus, um Bürgermeister Christian Stalf bzw. Bruder Christian aus seinem Amtszimmer zu holen. Umzingelt und gefesselt, den Rathausschlüssel an sich pressend, zerren ihn die Narren vors Rathaus. Hier wartet schon der Sitzungspräsident und zahlreiche Waldbronner Närrinnen und Narren auf den Schultes.
Der Präsident hält ihm sogleich seine Verfehlungen vor. Und das sind (angeblich) viele. So schimpft er über die Auslagerung der Volkshochschule („Die Ettlinger freuts, haben unsere Not ausgenutzt, ganz unverhohlen und haben den Bürgermeister samt seinem Amtsleiter über den Tisch gezogen“). Die Friedhoferweiterung (ewige Gschicht`, passend zum Ort) wird ebenso kritisiert, wie die leidigen Diskussionen über die Schnee- und Räumsatzung („wer muss jetzt schiebe gehen“) oder wie der Dauerbrenner in der Waldbronner Bütt, die Toilette für Alle oder der Einsatzleitwagen für die Feuerwehr („kommt er jetzt oder nicht“?). Und klar, was darf auch nicht fehlen? Die Richtlinie zur Vereinsförderung, bei der der „bisher gelebte Pragmatismus nun wegen dem lieben Geld den neuen Verwaltungsregeln zum Opfer fällt“. Einzige Konsequenz des Ganzen? Na klar, der Rathauschef muss den Schlüssel rausrücken. Doch so schnell gibt unser Bürgermeister nicht auf und kontert beherzt den zahlreichen Anschuldigungen. Denn bei allen Problemen sei doch eines klar, „wir in Waldbronn, wir müssen kräftig sparen. Daher ruf ich allen zu, so helft mir doch, sonst fallen wir in ein Haushaltsloch“. Denn hier im Rathaus „stehen wir am Abgrund heut, das ist wohl wahr und gar nicht heiter, denn nächstes Jahr sind wir bereits einen Schritt weiter“. Dann nimmt der Schultes alle Sparvorschläge der Haushaltsstrukturkommission („wer nicht weiter weiß bilde einen Arbeitskreis“) augenzwinkernd auf die Schippe: Von Büroklammern statt Klebstoff, vom billigen Wein, von Kartoffelverkauf und mehr Knöllchen schreiben, einer Kurparkbenutzungssteuer bis hin zur Reduzierung der Elferräte. Doch viele Vorschläge gehen sogar dem Schultes zu weit, „Des geht zu weit, ja heidenei, mir lasses mit dem Spare sein. Ich ruf euch zu was sind des für blöde Sache, wir lasses in Waldbronn heut so richtig krache“. Denn die Waldbronner Fasnacht sei schließlich Pflichtaufgabe der Gemeinde, zumal die Narren im Gemeinderat ohnehin in der Mehrheit seien. Und dann, nach einigem Hin-und-Her-Gerangel, wechselt der Rathausschlüssel doch noch seinen Besitzer, Sitzungspräsident Waible wird Interimsbürgermeister und die Narren ziehen mit viel Getöse und Radau in ihren neuen Amtssitz.
Einen großen Dank an alle beteiligten Vereine und insbesondere an die Lyra Fetzer und den Musikverein Etzenrot, die für super Stimmung sorgten.