Gemeindenachricht

Neues aus dem Gemeindearchiv


Berlin, München, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle sind Prägestätten für die deutschen Euromünzen. Aber wer weiß schon, dass auch im Waldbronner Ortsteil Busenbach einstmals Münzen hergestellt wurden? Zugegeben, offiziell erfolgte die Herstellung im Keller der Familie W. natürlich nicht. Der Sohn, ein Metallgießerlehrling, hatte dort vor ziemlich genau 100 Jahren, im November 1924, eine Münzfälscher-Werkstatt eingerichtet. Mit Unterstützung des Vaters stellte er hier Ein- und Dreimarkstücke her. Im Anschluss gingen beide in Ettlingen auf Einkaufstour, wobei sie tatsächlich unentdeckt mit ihren gefälschten Münzen bezahlten. Kurz darauf war der Vater mit der Tochter der Familie in Karlsruher Wirtschaften unterwegs. Hier fiel der Versuch mit dem gefälschten Geld zu zahlen jedoch auf, wodurch der Verdacht auf die W.´s fiel. Im Dezember des Jahres wurden Vater und Sohn schließlich verhaftet und gestanden kurz darauf. Auch die Tochter wurde vernommen. Während die Kinder eher als Mitläufer eingestuft wurden und mit kurzen Haftstrafen davonkamen, wurde der bereits vorbestrafte Vater als Triebfeder des Unternehmens gesehen und zu über 14 Monaten Haft verurteilt.

Reichsmark

Die Busenbacher „Münzwerkstätte“ der W.´s war in ihrer kurzen Geschichte nicht sehr produktiv gewesen. Lediglich um die 20 Münzen waren gefertigt worden. Auch die Qualität wurde von so manchen Zeitgenossen bemängelt. Die Münzen seien „so mangelhaft gefertigt, daß man sich eigentlich wundern muß, daß sie Abnehmer finden konnten“, urteilte beispielsweise das Durlacher Tagblatt. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass Busenbach keine talentierten (Falsch-)Münzer hervorgebracht hätte. Im gleichen Jahr war der Busenbacher Galvanisierer E. als Teil einer siebenköpfigen Münzfälschergruppe aufgefallen. Die „Prägestätte“ befand sich hierbei erst in Ettlingen, später in Niefern. E. hatte an seiner Arbeitsstätte rund 8 kg Silber entwendet, welches die Fälscher für ihre Münzen nutzten. Rund tausend täuschend echte Dreimarkstücke hatten die Gruppe dabei hergestellt. Trotz der sehr guten Qualität flogen auch diese Fälscher auf. Einem aufmerksamen Polizisten war aufgefallen, dass ein Mitglied der Gruppe gleich mehrere Läden hintereinander zum Eintauschen von Münzen aufsuchte. Da E. zum Zeitpunkt seines Strafprozesses bereits einen Teil des Schadens zurückgezahlt hatte, kam er mit einer Geldstrafe davon.

Es war sicher kein Zufall, dass im Jahre 1924 gleich zwei Münzfälscher in Busenbach am Werk waren. Erst im August des Jahres war eine neue Währung, die Reichsmark, eingeführt worden. Dies war notwendig, da gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges der Goldstandard der Mark aufgehoben worden war, um die Kriegskosten zu finanzieren. Nach der deutschen Niederlage brach die Währung dann völlig zusammen. Die Nachkriegsjahre waren von einer ungekannten Hyperinflation geprägt, die weite Teile der Bevölkerung in Armut stürzte. Eine Stabilisierung brachte erst die Einführung einer Übergangswährung, der Rentenmark, im Jahre 1923, die noch durch die Reichsmark im August 1924 ergänzt wurde. Die neu eigeführten Münzen waren der Bevölkerung daher noch nicht bekannt, weshalb Fälscher damit rechnen konnten, dass ihre Münzen weniger gut auffielen. Die wirtschaftliche Not ließ außerdem die Hemmschwelle für kriminelle Handlungen sinken. Heute spielt Geldfälschung nur noch eine geringe Rolle in den Kriminalstatistiken. Verschiedenste Sicherheitsmaßnahmen machen es Fälschern schwer authentische Blüten hervorzubringen. Vor allem aber hat sich das kriminelle Geschäft in den virtuellen Raum verlegt. Bitte seien Sie daher bei allen bargeldlosen Transaktionen stets wachsam.

(Text Gemeindearchivar Frank Heinrich)