Das 20. Jahrhundert zieht herauf

Moderne Wasserversorgung

Auch der technische Fortschritt verbesserte die dörflichen Lebensbedingungen. Das 1892 feierlich eingeweihte moderne Wasserversorgungswerk des Alb - Pfinz - Plateaus machte die Einwohner Busenbachs und Reichenbachs unabhängig von den Dorfbrunnen, die in Trockenzeiten häufig versiegten. Vier Jahre später sicherte sich auch Etzenrot seine Wasserversorgung durch einen Zweckverband mit Pfaffenrot und Spielberg, der im Holzbachtal eine ergiebige Quelle fassen ließ. Ein Segen für alle Bürger, die täglich zur Arbeit in die Stadt gingen, war die Eröffnung der Albtalbahnstrecke Busenbach - Ittersbach im April 1899. Im Jahre 1914 ließ die Gemeinde Reichenbach ein elektrisches Ortsnetz errichten. Busenbach und Etzenrot werden seit 1920 mit elektrischer Energie versorgt.

Der Wohlstand hält Einzug

Zweifellos waren Busenbach, Etzenrot und Reichenbach um die Jahrhundertwende aufstrebende Gemeinden. Einem Amtsbericht von 1911 zufolge war die Gemeinde Reichenbach, die sich inzwischen dank der Weitsicht ihrer gewählten Vertreter und der Initiative der Gastwirte sowie des Verkehrsvereins zum Kurort entwickelt hatte, "eine der wohlhabenden des Bezirks". Ähnlich positiv beurteilte das Ettlinger Bezirksamt die Verhältnisse in Busenbach, wo dank der guten Verdienstmöglichkeiten in Industrie und Landwirtschaft "strebsame Familien" die Möglichkeit hätten, "sich heraufzuarbeiten und Vermögen zu erwerben". Selbst dem einst so bitterarmen Dorf Etzenrot bescheinigte die Aufsichtsbehörde nun eine "gedeihliche Entwicklung", nachdem sich 1898 ein leistungsfähiges Textilunternehmen in Neurod niedergelassen hatte, dessen Steueraufkommen die Finanzkraft der Gemeinde wesentlich verbesserte.

Viele Opfer in den beiden Weltkriegen

Der Erste Weltkrieg, in dem insgesamt 138 Männer aus Busenbach, Etzenrot und Reichenbach ihr Leben lassen mussten, setzte dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt ein jähes Ende. Dem noch weit schrecklicheren Zweiten Weltkrieg, der in historisch beispielloser Weise auch die Zivilbevölkerung traf, fielen fast 300 Frauen und Männer aus unseren Dörfern zum Opfer.

Große Not bei den Heimatvertriebenen

Die größte kommunalpolitische Herausforderung der von wirtschaftlicher Not geprägten Nachkriegsjahre war die Eingliederung der Heimatvertriebenen. Der Anteil der aus Jugoslawien, der Tschechoslowakei und Ungarn vertriebenen Volksdeutschen an der Gesamtbevölkerung betrug in unseren Gemeinden rund 17 %. Das drängendste Problem war die Wohnungsnot. Die Heimatvertriebenen mussten in Privatwohnungen untergebracht, zuweilen förmlich zwangseinquartiert werden. Spannungen zwischen den eingesessenen Bürgern und den "Flüchtlingen", wie sie oft pauschal und mit einem abschätzigen Unterton bezeichnet wurden, gab in allen Gemeinden. Andererseits gab es in dieser Notzeit auch Altbürger, die bereit waren zu teilen, ohne zu murren. Die Integration der Heimatvertriebenen in die Dorfgemeinden gelang dank des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs schneller als man nach dem totalen Zusammenbruch des Jahres 1945 hoffen konnte. Im Juli 1960 beispielsweise berichtete die Reichenbacher Gemeindeverwaltung anlässlich einer Ortsbereisung durch Landrat Groß, dass sich die Lebensverhältnisse der Alt- und Neubürger "wirtschaftlich, politisch und sozial" weitestgehend "angeglichen" hätten.