Gemeindenachricht

Partnerschaftsjubiläum in Esternay gefeiert
Partnerschaft zwischen Etzenrot und Esternay hat seit 50 Jahren Bestand


Jetzt jährte sich das Datum zum 50. mal. Dies war auch der Anlass, dass am frühen Nachmittag des 8. Juni eine Reisegruppe aus Waldbronn den Bus bestieg und sich auf den Weg in die 450 km entfernte Partnergemeinde machte. Mit dabei Bürgermeister Franz Masino mit Gattin Michaela, Gemeinderat Richard Linder nebst Gattin Rosi, Mitglieder des Etzenroter Partnerschafts-Komitees um den Vorsitzenden Rainer Lange mit Ehefrau Florence, einer gebürtigen „Starnacienne“. Felicitas Naß als Vorsitzende des „Freundeskreises Saint-Gervais“ und Manfred Czychi, Vorsitzender des „Club der Monmouthfreunde“, vervollständigten die "Anführerriege".


Ankunft in Esternay. Einzug mit Partnerschafts-Transparent und Badnerlied mit (v.li.) Helmut Becker, Alois Anker, Klaus Pukowski, Rüdiger Naß, Bürgermeister Franz Masino, Joachim Anderer, Bernd Anderer, Rainer Lange.

Dazu kamen interessierte und gut gelaunte Waldbronnerinnen und Waldbronner. Jeder hatte ein Glas Waldbronner Honig der „Bienenväter“ Günter Bauer und Helmut Becker als Gastgeschenk für ihre Gastgeberfamilie im Gepäck. Bei der Ankunft in Esternay zog die Reisegesellschaft, „bewaffnet“ mit einem großen Transparent und Rosen für jede ihrer Gastgeberinnen, unter Absingen des Badnerlieds in die zum Festsaal geschmückte Sporthalle. Viele Waldbronner trafen dabei auf Freunde, die sich seit Jahrzehnten kennen. Darunter auch Freunde aus Saint-Gervais, die in kleiner Gruppe um Véronique Fourmont, Vorsitzende des dortigen Partnerschaftskomitees, der Einladung nach Esternay gefolgt waren. Die Verteilung in die Gastfamilien, alle waren wie üblich privat untergebracht, ging sehr schnell über die Bühne und nach der Begrüßung durch den Esternayer Komitee-Vorsitzenden James Fouquet konnten sich alle dem Willkommenstrunk widmen – natürlich Champagner, was konnte es anders sein.

Rosen für die Gastgeberinnen: Bürgermeister Patrice Valentin mit Gattin Claudine bei der Begrüßung. Dahinter Véronique Fourmon, Komitee-Vorsitzende aus St. Gervais.

Vor dem offiziellen Festakt am Samstagabend hatten die Verantwortlichen in Esternay eine Kellereibesichtigung in Villevenard organisiert. Begleitet von einer größeren Anzahl Gastgeber wurde den Waldbronnern sehr aufschlussreich die Champagner-Produktion von der Weinlese bis zum verkaufsfertigen Produkt nahegebracht. Am Ende stand dann selbstverständlich die ausgedehnte Verkostung des Endprodukts in unterschiedlichen Variationen (Brut, Demi-sec, Blanc-de-Blanc, Rosé, Cuvé Vieille Vigne). Es folgte ein Picknick in den Räumen der Winzergenossenschaft, bevor der Ausflug mit einem kurzen Spaziergang in den Weinbergen zum Abschluss kam. Bernard Catolicot, Chef der Winzergenossenschaft in dritter Generation, nutzte den Spaziergang, um sehr ausführlich über die biologische Bewirtschaftung und Schädlingsbekämpfung zu informieren.

Das Rathaus in Esternay begrüßte seine Freunde aus Waldbronn-Etzenrot mit Flaggen und einem Partnerschaftstransparent.


Der Abend stand dann ganz im Zeichen des 50. Jubiläums der Partnerschaft. Eine Ausstellung von Erinnerungsfotos aus fünf Jahrzehnten eröffnete den Festakt. Es folgte eine gemeinsame Ansprache der beiden Komitee-Vorsitzenden, in der sie in kurzer Zusammenfassung die Chronologie der Verschwisterung von ihren Anfängen zu Beginn der 60-er Jahre über Jugend- und Vereinstreffen streiften, die in der offiziellen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am 21. September 1968 in Etzenrot gipfelte. Besonders erwähnt wurden dabei die Verdienste der katholischen Ortsgeistlichen beider Gemeinden, der Abbés Xavier Nivet und Michel Benoist auf französischer, sowie Pfarrkurat Meinrad Lehmann auf deutscher Seite. Ihr Zusammentreffen, vermittelt vom damaligen Stadtpfarrer Eichhorn aus Ettlingen, gab den Anstoß für die spätere Partnerschaft. In Etzenrot war es vor allem der damalige Leiter der katholischen Jugend und Student der politischen Wissenschaften, Erwin Reister zusammen mit seiner Frau Marion, die mehrere Jugendtreffen in Form von Sommer- und Skifreizeiten organisierten und, neben Begegnungen der Fußballvereine und Feuerwehren, den Grundstein dafür legten, dass die Gemeinderäte beider Gemeinden schließlich die offizielle Vereinbarung der Partnerschaft beschließen konnten. Es war eine besondere Freude, dass beide als einzige noch lebende Initiatoren der „Jumelage“ nach Esternay mitgefahren waren und dort von alten Freundinnen und Freunden sehr emotional und aufs herzlichste empfangen wurden.


Übergabe der Gastgeschenke: (v.li.) BM-Stellvertrreter Bernard Séjalon (St. Gervais), BM Franz Masino, BM Patrice Valentin, Véronique Fourmon und Felicitas Naß, Komitee-Vorsitzende aus St. Gervais und Waldbronn, Rainer Lange und James Fouquet, Komitee-Vorsitzende aus Etzenrot und Esternay.

Das Etzenroter Partnerschaftskomitee überreichte anschließend seinem Esternayer Gegenüber als Jubiläumsgeschenk Biergläser mit einer eingravierten Widmung und den Wappen der beiden Partnergemeinden. Waldbronns Bürgermeister Franz Masino gab in seiner Rede seinem Stolz darüber Ausdruck, dass der zwischen den beiden Staatslenkern Charles de Gaulle und Konrad Adenauer 1963 ausgehandelte Elysee-Vertrag von der kleinen Gemeinde Etzenrot, heute ein Waldbronner Ortsteil, schon so früh mit praktischem Leben erfüllt wurde. Weiter nahm er auf den Waldbronner Honig als Gastgeschenk Bezug und auf die ebenfalls mitgebrachten und im Festsaal aufgehängten Waldbronner „Symbol-Bienchen“. „So wie wir uns für Frieden und Freiheit einsetzen, so müssen wir uns heute, über alle Grenzen hinweg auch für den Erhalt unserer Natur einsetzen. Mit unserem Gastgeschenk, den Honiggläsern, möchten wir mit unseren Freunden hier in Esternay auf das Bienensterben aufmerksam machen.“ Mit diesen Worten rief er die Esternayer Bürger zur Gründung einer „Bienenpartnerschaft“ auf. Dazu wurden an allen Tischen Samentütchen mit Blumensamen verteilt. „Säen sie aus, lassen sie es blühen. Ob im Garten, vor dem Haus, in Grünanlagen oder in Blumentöpfen auf dem Balkon, erfreuen Sie sich an den bunten Blüten. Die Bienen werden es uns danken“, so seine Aufforderung an die Anwesenden.


Gute Stimmung beim Festbankett.

Sein Esternayer Kollege Patrice Valentin stellte an den Anfang seiner Ausführungen die Frage, ob das politische Ziel, auf das alle deutsch-französischen Partnerschaften zu Beginn hingearbeitet hätten, erreicht worden sei. Den Jugendlichen der Nachkriegszeit sollte es ermöglich werden, über Landesgrenzen hinweg Verbindungen zu knüpfen, um den Frieden und den Bau von EUROPA mit zu befördern. So sollten die schwarzen Seiten der gemeinsamen Geschichte beseitigt und neue, buntere und angenehmere geschrieben werden. Diese Vorgabe sei erreicht und es gelte zu danken: gewählten Gemeindevertretern, Pfarrern und Lehrern, Vereinsverantwortlichen und allen, die diesen langen Weg seit über 50 Jahren mitgegangen seien. „Jeder von Euch ist ein Teil davon“, schloss er seine Rede.
Bürgermeister-Stellvertreter Bernard Séjalon überbrachte die Grüße und Glückwünsche der anderen Waldbronner Partnergemeinde Saint-Gervais-les-Bains und überreichte Gastgeschenke. In seiner Ansprache beschwor er das „Dreiecksverhältnis“ Waldbronn – Esternay – Saint-Gervais als neuen Eckpfeiler des Partnerschaftsgedankens. Desgleichen übergab Felicitas Naß einen Geschenkkorb mit „Proviant“ für die Esternayer Komitee-Mitglieder.
Den kulturellen Teil des Abends eröffnete eine Formation der Waldbronner „Flying Pettycoats“, bestehend aus drei Tanzpaaren, die mit nach Esternay gefahren waren und die sich mit ihren Darbietungen in die Herzen der Festgemeinde rockten. Nach dem Aperitif in Form des allgegenwärtigen Champagner wurde ein siebengängiges Festmenue serviert, begleitet von der vierköpfigen Musikgruppe „Martial Lahase“, die während des Essens von Tisch zu Tisch wandernd Musikwünsche erfüllte.
Nach dem Essen hatte eine ehemalige Etzenroterin, die Chansonnière Françoise Colson, ihren Auftritt. Bekannt aus ihren Arrangements mit dem Baden-Badener Steinbach-Chor, mit Martin Wollasch und als Solo-Interpretin, zwischenzeitlich wieder beheimatet in ihrem Elternhaus in der Nähe von Esternay, gestaltete sie mit deutschen Schlagern und französischen Chansons einen weiteren Höhepunkt des Abends.
Es wurde fast Mitternacht, bis die Tanzfreunde zu ihrem Recht kamen und der Sonntag war schon einige Stunden alt, als die letzten Festgäste in ihre (Gast)Betten sanken.
Am Sonntagmorgen stand ein Rundgang durch Esternay auf dem Programm. Neben dem Gang durch die Rue d'Etzenrot wurde den Gästen unter sachkundiger Führung des einheimischen Dominique Vandier die von der Gemeinde liebevoll restaurierten „Lavoirs“, zentrale Waschhäuser, präsentiert.
In der anschließenden Sonntagsmesse gedachten die Gottesdienstbesucher den verstorbenen Förderern der Partnerschaft, darunter der langjährige Pfarrer von Esternay Abbé Raymond Loiseau. Andrea Anderer vom Gemeindeteam Etzenrot verlas zu Beginn ein Grußwort der katholischen Seelsorgeeinheit Waldbronn-Karlsbad.


Übergabe der Gastgeschenke: (v.li.) BM-Stellvertreter Bernard Séjalon (St. Gervais), BM Franz Masino, BM Patrice Valentin, Véronique Fourmon und Felicitas Naß, Komitee-Vorsitzende aus St. Gervais und Waldbronn, Rainer Lange und James Fouquet, Komitee-Vorsitzende aus Etzenrot und Esternay.

Nach der Messe übergab Bürgermeister Franz Masino das Gastgeschenk der Gemeinde Waldbronn: eine Sitzbank. Auf einer aus Waldbronn angelieferten und in den Boden eingelassenen Sandstein-Stele ist eine Widmungstafel befestigt, die Anlass und Tag der Übergabe festhält sowie ein Zitat von Alexandre Dumas: "Freundschaft heißt vergessen, was man gab und in Erinnerung behalten was man empfing". Die Gemeinde Esternay hatte eine weitere Sitzbank als Pendant danebengestellt und dazu einen Platz vor der Festhalle hergerichtet, auf dem bereits ein Gingko-Baum steht, der anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Partnerschaft gepflanzt worden war. Die Musikschule Esternay spielte dazu beide Nationalhymnen und die Europahymne.


Die Waldbronner Delegation in Esternay.

Ein Aperitif der Gemeinde und ein gemeinsames Mittagessen rundeten den Sonntag ab. Herzliche Dankesworte des Etzenroter Komitee-Vorsitzenden, verbunden mit der Einladung nach Waldbronn im kommenden Jahr, läuteten die Abschiedsstunde ein. Nach Händeschütteln, Umarmungen und vielen Küsschen links und rechts traten die Waldbronner wieder die Heimreise an. Dank der bewährten Fahrkünste des Chauffeurs Willibald traf die Reisegruppe vollzählig und wohlbehalten am späten Abend wieder in heimatlichen Gefilden ein. Getreu dem Motto „Nach dem Fest ist vor dem Fest“ gilt es nun die „Rückfeier“ vorzubereiten, die 2019 in Etzenrot stattfinden wird.