Gemeindenachricht

Michael Fitz zu Gast im Kulturtreff Waldbronn
Ein Tatort-Kommissar, der Musik macht


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„Es gibt Gerüchte, ich würde Geschichten aus dem Tatort erzählen“, begrüßte Michael Fitz die zahlreichen Gäste, die sich am Sonntagabend im Kulturtreff eingefunden hatten, um den Schauspieler und Songpoet, wie er häufig tituliert wird, live zu erleben. „Den werden Sie heute versäumen“ fuhr dieser verschmitzt grinsend fort und das Lachen im Publikum ließ erahnen, dass der ein oder andere Gast tatsächlich zugunsten des Konzertes auf den sonst üblichen Tatortabend verzichtet hat. Einem Millionenpublikum wurde Michael Fitz in seiner Rolle als Kommissar Carlo Menzinger in 44 Folgen des Münchner Tatorts bekannt. Auch wenn er den Zweitberuf nach wie vor erfolgreich ausübt und für seine Rolle im ARD Fernsehfilm „Marias letzte Reise“ mit dem deutschen und bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, gilt seine große Leidenschaft der Musik.
Vier Gitarren hat der sympathische Bayer mitgebracht und er weiß sie zu spielen. So kamen auch die Zuhörer auf ihre Kosten, die in ihrem Kopf nicht sofort jede Strophe vom Bayerischen ins Hochdeutsche oder Badische übersetzt bekamen. Um Missverständnisse zu vermeiden, übersetzte Michael Fitz zumindest den Titel seiner Songs. Der bayerische „Schleidersitz“ wäre dem Schneidersitz sonst näher gekommen, als dem Schleudersitz. Den Unterschied erkenne man aber sofort, wenn man darauf Platz nimmt.

Annette Franz aus Durmersheim hatte keine Probleme mit seinem Dialekt. „Seine Texte haben Tiefgang und er ist sehr authentisch“, da gehöre die Sprache dazu. Sie lobte außerdem den Kulturring Waldbronn, der den Künstler eingeladen und den Abend organisiert hat sowie das besondere Ambiente im Kulturtreff, das ihrer Meinung nach genau den richtigen Rahmen bot: „persönlich“, wie auch die Themen von Michael Fitz.

In seinem aktuellen Soloprogramm “Jetz auf Gestern“ geht es um Erlebtes und Gefühltes. So schwemmt es ab und an halb Verdautes oder bis dato nie wirklich Ausgesprochenes an die Bewusstseinsoberfläche. In seinem Lied „Du sigst mi nit“, also „Du siehst mich nicht“, beschreibt er beispielsweise seine Mühen als junger Bub, den mittlerweile verstorbenen Vater zu erreichen. Doch haben nicht viele Menschen diese Sehnsucht, gesehen zu werden? Es geht um Aufmerksamkeit, Selbstoptimierungswahn, Liebe, die Evolution bis hin zum Homo Sapiens und „professionellem Bullshitting“, wenn unsere Bankberater von kalkulierbarem Risiko sprechen. Man könnte sagen, Michael Fitz erzählt in seinen Songs poetisch und lyrisch von den Vorzügen und kleinen Fallstricken zwischenmenschlicher Beziehungen und streift dabei so einige menschliche Abgründe. Manch einer würde sagen, er mache kein Konzert, sondern gebe eine Therapiestunde, doch die immerhin mit augenzwinkerndem Humor und guter Musik. Was ihn auszeichnet, ist, dass er sich nirgendwo im spaßsüchtigen Zeitgeist-Mainstream einordnen lässt.

Text Tanja Feller - mit freundlicher Genehmigung der BNN